· 

Verdächtige Körpersprache

Angela Merkel hat Donald Trump besucht. Mutti trifft The Donald. Was sich wie ein Familiendrama in mehren Akten anhört, in dem Peinlichkeiten und ungeschickte Umgangsformen vorprogrammiert sind, ist natürlich eine geplante Inszenierung, eine Show für die Medien, für die Öffentlichkeit. Doch Gesten und Mimiken lassen Rückschlüsse auf Emotionen zu. Gerade im nonverbalen Verhalten lässt sich gut erkennen ob wer wie in einer Situation traurig, unsicher, verärgert, enttäuscht ist. Verhaltensforscher wissen schon länger, dass unsere Körpersprache gesagte Inhalte überlagert, weil wir körpersprachliche Eigenheiten zuerst wahrnehmen.
Es haben sich bereits mehre Fachleute mit Trumps Körpersprache beschäftigt. Die Analyse fällt dabei selten schmeichelhaft aus, denn die meisten Beiträge machen sich über den 70-jährigen lustig. Kein Fingerzeig ist ungewollt, keine geballte Faust ein Zufall. Angela Merkels Raute, das royal-winkende Händchen der britischen Queen oder die Siegerpose von Gerhard Schröder sind Mittel, um dem Inhalt eine Form zu geben. Wer was erreichen will, sollte Gestik und Mimik einstudieren.

Merke: Form ist wichtiger als Inhalt!
Die Kanzlerin-Raute ist sicherlich das markanteste und bekannteste Merkmal von Angela Merkel. Das britische Wirtschaftsmagazin The Economist interpretierte die Merkel-Raute in Anspielung an Tolkiens Herr der Ringe als magischen und gefährlichen Ring: „Ein Ring sie zu knechten!" Andere Medien sehen darin eher eine Geste des Beruhigens. Doch egal ob symbolisiertes Böse oder K.O.-Tropfen, in der Raute liegt die Kraft. Merkel ist keine Ausdruckstänzerin und beschränkt ihre Körpersprache auf ein Minimum, dass mensch den Eindruck hat, es handele es sich eher um ein Roboter, der Vertrauen aufbauen will. Sie ist eine von uns, nicht gefährlich, während Trump eher gefährlich, unberechenbar, impulsiv, aggressiv wirkt.

War und ist der Hitlergruß (Hacken zusammen! Rücken gerade! Arm und Hand nach oben gestreckt!) ein Zeichen der Unterdrückung, Angst und Selbstzweifel möglichst lautstark zu überspielen?
Ich weiß aus Erfahrung, dass so manche Geste und Mimik falsch gedeutet wurde.
Dein Gegenüber verschränkt die Arme, ist dir also abgeneigt? Oder ist das einfach eine bequeme Haltung?
Dein Bein zittert, du bist aufgeregt und freust dich? Oder bist du einfach nur nervös?
Sie/Er fasst sich andauernd an die Nase, an das Kinn und leckt sich mit der Zunge über die Lippen? Will sie/er was von mir? Oder ist sie/er einfach nur im Stress. Es ist schon ein Crux mit der Körpersprache. Es kommt sehr selten vor, dass Menschen, die sich auf der Straße treffen, ihre Hände nicht vorne vor das Geschlecht bedecken und nach hinten verschränken.
Und schließlich komme ich an einen Punkt, wo es nicht mehr witzig ist, andere mit ihrer eigenen Körpersprache nachzuahmen. Trump hat im Wahlkampf einen körperbehinderten Journalisten nachgeahmt.

Vielleicht sollten wir anfangen, neue Körperhaltungen auszuprobieren. SmartphoneuserInnen machen es ja auch schon: Gesenkten Kopf, tief nach unten gucken (Handy-Nacken), völlige Desorientierung und Desinteresse an der Umwelt. So brauchst du dir auch keine Gedanken mehr darüber machen, ob du dich oder andere verdächtig verhalten.
Haltung bewahren!