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Keine Zeit für Betroffenheit

Wer sich hierzulande gegen Rechts zur Wehr setzt und engagiert, wird oft mit Misstrauen begegnet oder im schlimmsten Falle als Extremist stigmatisiert. Anstatt solidarisch mit den Initiativen gegen Rechts zu sein und diese zu unterstützen, verharmlosen und bagatellisieren Institutionen und Behörden den rassistischen Terror im Alltag. Polizei und Behörden unterstützen somit rechte TäterInnen, die dadurch immer mehr gesellschaftlichen Raum besetzen.

Oft reagieren die Behörden erst auf Nachfrage von außen. Ohne den zivilgesellschaftlichen Druck würden viele Fälle rechtsmotivierter/rassistischer Straftaten gar nicht ernst genommen. Dabei ist Alltagsrassismus bisweilen fest in Teilen der Gesellschaft verankert. Es gilt, die Hindernisse für eine starke Zivilgesellschaft aus dem Weg zu räumen und ein breites antifaschistisches Engagement zu ermöglichen.
Auch viele Frauen erleben nach Gewalterfahrung oftmals eine Relativierung und Bagatellisierung von bspw. sexualisierter Gewalt, weil die konkrete Gewalterfahrung  zum Schutz von Tätern zum Normalfall erklärt wird. Frauen*, die bereits auf der Flucht durch sexualisierter Gewalt und Vergewaltigung traumatisiert sind, erleben nicht selten eine Entsolidarisierung, weil MANN sich nicht solidarisch gegen Gewalt gegen Frauen* verhält. Diese Form von sexistischen Rassismus ist ein Produkt patriarchaler und  rassistischer Strukturen einer Gesellschaft. Kaum aufgedeckt ist die alltäglich auf Frauen ausgeübte körperliche Gewaltanwendung, die oft den Tod zur Folge hat. Es scheint so, als sei das Solidaritätsgefühl aufgrund einer gemeinsamen Abstammung, einer gemeinsamen Sprache, gleichen Bräuchen und Sitten, Normen und Werten die größte identitätsstiftende Kraft, um andere Menschen von Teilhabe an Privilegien auszugrenzen. Frauen* sollten Möglichkeit der „Gleichheit“ und „Freiheit“ haben. Wenn so ein politischer Anspruch von Frauen* formuliert wird, dann sollte die Forderung nach der Bewusstmachung von Sexismus - auch wenn es um Rassismus geht -  einen Platz in Diskussionen bekommen.
Werden Frauen* im öffentlichen Raum bedroht, behindert dies ihre Teilnahme am gesellschaftlichen Leben insgesamt.
Diskriminierungskritische/rassismuskritische Aspekte müssen sichtbar und offen in allen staatlichen wie gesellschaftlichen Bereiche thematisiert werden, damit Hierarchisierungen, Polaritäten und Stereotypisierungen hinterfragt und dekonstruiert werden, mit dem Ziel diskriminierende Praxen und Diskurse sichtbar zu machen. Vermieden werden sollten Bagatellisierung, Relativierung von Rassismen auch deshalb, weil so schwer anzuerkennen ist, dass es Rassismus in dieser Gesellschaft überhaupt gibt. Alltäglicher Rassismus bedeutet die Einschränkung von Rechten und Zugängen zu Ressourcen sowie (Gewalt)Erfahrungen und Entwürdigung. Wer das nicht erkennen kann und will, schützt das normative Selbstbild und blockiert die Analyse und Kritik des gegenwärtigen normalisierten Rassismus.

* bezieht lesbische, schwule, bisexuelle, transsexuelle, transgender, intersexuelle und queere Menschen mit ein.