· 

THE WYTCHES "Talking Machine"

Copyright by Steve Gullick
Copyright by Steve Gullick

Manchmal muss man erst einen Schritt zurück machen, um voranzukommen. Genau das haben THE WYTCHES aus Brighton (UK) mit ihren neuen Album Talking Machine getan – und zwar in mehr als einer Hinsicht. Zum einen wurde der Titel des Albums von einem Buch über Thomas Edison inspiriert, der Grammophone „Talking Machines“ nannte. Zum anderen geht es aber auch um die Musik selbst. 

Zwar haftet The Wytches – heute bestehend aus Kristian Bell (Gesang/Gitarre), Daniel Rumsey (Bass), Mark Breed (Keyboards/Gitarre) und Bhav Thaker (Schlagzeug) – seit ihrer Gründung 2011 in Peterborough ohnehin etwas Anachronistisches an, doch für dieses Album gab es einen sehr bewussten Schritt zurück zu den Einflüssen der Vergangenheit, um die elf Songs entstehen zu lassen.

„Ich habe den Begriff ‚Talking Machine‘ in einem Buch über Thomas Edison gelesen. Es war sein Spitzname für Grammophone. Ich fand, das passte gut als Albumtitel. Gleichzeitig beschäftigt mich – wie viele andere auch – das Thema KI sehr, und ich sah auch hier eine Verbindung. Edison veranstaltete sogenannte 'Tone Tests', bei denen er demonstrierte, wie sehr sich Audioaufnahmen verbessert hatten, indem er das Publikum glauben ließ, es spielten echte Musiker live – tatsächlich liefen die Aufnahmen aber schon vorher über ein Grammophon. Die Menschen fürchteten damals, dass viele Arbeitsplätze in der Unterhaltungsindustrie und darüber hinaus durch Technologie ersetzt werden könnten – sehr ähnlich wie heute", so Sänger und Gitarrist Kristian Bell zum Titeltrack des neuen Albums. 


Seit ihrer Gründung 2011 in Peterborough haftet der Band – bestehend aus Kristian Bell (Gesang/Gitarre), Daniel Rumsey (Bass), Mark Breed (Keyboards/Gitarre) und Bhav Thaker (Schlagzeug) – etwas Zeitloses an. Für Talking Machine kehren sie bewusst zu den Ursprüngen zurück: Die Songs wurden gemeinsam live im Studio eingespielt, aufgenommen von Luke Oldfield. Zum ersten Mal seit dem Debüt Annabel Dream Reader (2014) arbeitet die Band wieder so puristisch – mit spürbarer Energie und kleinen Unvollkommenheiten, die den Aufnahmen ihre Menschlichkeit verleihen.

Musikalisch schlägt das Album eine Brücke zwischen 60s-Garage, düsterem Psych-Rock und der rohen Wucht von Surf-Gitarren. Inspiration fand Bell in seiner Zeit als Plattenladen-Mitarbeiter, wo er alte 60s-Bands ebenso entdeckte wie 80s-Revival-Acts wie The Milkshakes oder The Cannibals. Statt komplizierter Strukturen setzt er diesmal auf einfache, direkte Songs – mit einem eigenen Twist.
Das erste Stück, das so entstand, war „Black Ice“ – ein reduzierter Garage-Song, der die Richtung vorgab. Von dort entwickelte sich ein Album, das von der Chemie der Band lebt: dem dunklen Strudel von „Coffin Nails“, den schweren Riffs von „Factory“ und „Don’t Make It For Me“, der zarten Fragilität von „Is The World Too Old?“ bis zum stetigen Crescendo von „When The Obsession Began“.

Ein besonderer Akzent liegt auf den beiden Albumabschlüssen „Romance“ und „Romance 2“ – zwei Seiten derselben Medaille: verletzlich, geisterhaft und voller emotionaler Wucht, besonders in der Klavier-Version. Auch wenn die Band diese Stücke nicht zwingend als „traurig“ empfindet, strahlt Talking Machine eine spürbare Melancholie aus – ein Echo jener Musik, die Bell seit Kindheitstagen geprägt hat.

So ist ein Album entstanden, das The Wytches in neuer Stärke zeigt: roh, unverstellt, voller Energie und Herzblut. Mit Talking Machine beweist die Band, dass sie nicht nur aus Nostalgie lebt, sondern immer wieder frische Impulse setzt – und ihre Leidenschaft für Rockmusik in die Gegenwart trägt.

THE WYTCHES - "Talking Machine" EU-Tour 2025

11.11. FRA - Paris, Point Ephemere
12.11. Köln, Bumann & Sohn
14.11. NL - Nijmegen, Merkeyn
15.11. BE - Brüssel, Tough Enough Festival
16.11. Hamburg, Molotow
18.11. Berlin, Neue Zukunft