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RAZZIA - Am Rande von Berlin

RAZZIA - Am Rande von Berlin
RAZZIA - Am Rande von Berlin

RAZZIA

Am Rande von Berlin LP/CD
Majorlabel/Broken Silence
Bereits mit dem rein instrumentalen "Nitro" deutet sich an, dass RAZZIA im Jahre 2019 die bandtypische düster-melancholische Spielart offenbaren, die sie auf ihren ersten beiden Alben erarbeitet haben.

Stilprägende Zeitgeschichte, getragen vom zynisch-anachronistischen Klangbild, Aushängeschild für raue-melodische Passagen, in denen Rajas kratzige Vocals ein Kontrast zum warmen harmonisch-melodischen Leadgitarrenspiel sind. Die lyrischen Impressionen verstärken die Katerstimmung, das Wühlen im Dreck, das Suchen in der Dunkelheit, die insbesondere in den Songs wie "Nicht in meinen Namen", "Am Rande von Berlin" widerspiegeln, weil hier negative Attribute die Zustande beschreiben, an der Mensch und Gesellschaft krankt. Und selbst wenn im Anschluss nicht immer der Knüppel aus dem Sack geholt wird und etliche balladeske Töne erklingen, gibt es keinen zuckersüßen, kitschigen Pathos, sondern Herbstzeitstimmung, die das Versagen als Grundstruktur thematisiert. Mürrisch und widerständig und mitten im kulturellen und gesellschaftlichen Umfeld unserer Zeit, schreiten wir zurück, zweifeln, verharren in Angst und Agonie. RAZZIA weben mitunter einen Dark-Wave-Sound mit einer fluiden, hellen Gitarrenrhythmik. Und dann gibt es neben musikalischen Rezepturen der Ängste plötzlich auch so etwas wie hoffnungsfrohe Botschaften: "Investiere was, riskiere was, steh' nicht rum, kümmer' dich". Als wären die letzten Augenblicke der menschlichen Existenz von einem gewaltsamen Ende bestimmt, das nur durch ausdrückliche Verdammung von Versuchen geprägt ist. Und ja, weil sich die Welt ständig auf derart fundamentale Weise verändert, ist und bleibt eine derartige Unterscheidung anachronistisch und nutzlos. RAZZIA haben das erkannt und in der Komplexität der Negation auf diesem neuen Album wirkungsvoll evaluiert.