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PUNKROCK DIARY Vol. 6

PUNKROCK DIARY Vol. 6
PUNKROCK DIARY Vol. 6

PUNKROCK DIARY Vol. 6
Maks Keßler
72 DIN-A-5-Seiten; € 2,00.-
www.rilrec.de
Maks ist wieder unterwegs und scheint befreit von der Geißel der aufreibenden Selbstständigkeit. Als eingetragener Student rechnet er Aufwandsentschädigungen subkultureller Besuche mit dem Erlös seines Studierendenticket für den ÖPNV gegen.

 Befreit von der Last des Lebens frönt Maks einer obsessiven Konzertbesuchs-Tournee von York (England), Herne, Essen, Bochum, Venlo (NL) bis St. Pauli. Klingt irgendwie nach Urlaub, aber der scheint noch vor dem Öffnen der Haustür verflogen und der Alltag hat ihn wieder eingeholt. Zwischen Urlaub und Alltag liegt der Teufel im Detail und Maks liefert eindeutige Belege, was den Unterschied ausmacht. Verkatert sein, ohne ein schlechtes Gewissen zu haben und viel Zeit damit zu verbringen, einen Kabelsalat zu entwirren und sein Lieblings-Shirt zu suchen. Für irgendwas muss das selbstgewählte Punker-Rentendasein doch gut sein.

Gesamteindruck:

Maks war mit der vorherigen Ausgabe im geklebten Buchformat nicht sonderlich zufrieden und kehrt zum klassischen getackerten A-5-Format zurück. Eine weiter Neuerung ist, dass Maks von sich in der 3. Person schreibt, was mitunter nicht nur befremdlich wirkt, sondern auch unpersönlicher. Maks erzeugt eine Distanz, was im krassen Gegensatz zu den ganz persönlichen Erlebnissen steht, die er in tagebuchähnlichen Notizen verschriftlicht. In dieser Form liest es sich immer so, als säße Maks mit seine*r Therapeut*in einem Raum. Doch Maks benutzt das neu liebgewonnene Medium 'Fanzine', um den Leser*innen seine Beobachtungen mitzuteilen, die ihn mitunter perplex werden lassen, wenn er bspw. auf dem Weg zur Schüssel eine Katze sieht, die ihn in sitzender Position heraus anstarrt. Momente wie diese sind es, die das Punkrock Diary so unterhaltsam machen. Und eine Rechtfertigung, warum Maks sein 'übertriebendes Mitteilungsbedürfnis' in Form dieses Zines nutzt, liefert er auch noch frei Haus: seine Meinung (ungefiltert) "den Lesenden vor die Füße rotzen, ohne sich im Anschluss in Diskussionen zu verlieren". Punk ist eben auch eine analoge Bewältigungsstrategie!