· 

Vatermilch 1: Die Irrfahrten des Rufus Himmelstoss

Vatermilch 1: Die Irrfahrten des Rufus Himmelstoss
Vatermilch 1: Die Irrfahrten des Rufus Himmelstoss

Vatermilch 1: Die Irrfahrten des Rufus Himmelstoss
von Uli Oesterle
128 Seiten; € 20.-
ISBN 978-3-551-71158-8
https://www.carlsen.de
Inhalt: München 1975: Disko, freie Liebe, Kokain- und Champagnerexzesse, das ist die Welt von Rufus Himmelstoss. Der egozentrische Frauenheld lebt konsequent über seine Verhältnisse. Als er im Suff einen Verkehrsunfall verursacht, bei dem eine junge Mutter und ihre beiden Kinder sterben, geht er im Obdachlosenmilieu auf Tauchstation. Zwischen Wodka und Wohnheim fasst Rufus Himmelstoss einen weitreichenden Entschluss. Für sich. Und für seinen Sohn… 

Gesamteindruck:

Uli Oesterle hat mit dem Mehrteiler 'Vatermilch' eine Graphic Novel geschaffen, die nicht nur Aspekte über Alkoholismus und Verantwortung aufgreift, sondern auch die Psychosoziale Folgen des Vaterverlusts verarbeitet. Ulis Vater Peter hat die Familie vernachlässigt, lebte über die Verhältnisse, machte Schulden. Uli war 7 Jahre alt, als sich die Eltern trennten und der Vater jeglichen Kontakt abbrach, dieser als Alkoholiker mit Korsakow_Syndrom wahrscheinlich obdachlos auf der Straße lebte und 2010 mit 75 Jahren verstarb. Vor diesem Hintergrund erklärt sich die skizzierte Geschichte, die auch wenig biografisches hat, weil sich nach Peters Verschwinden nur mutmaßen lässt, wie er gelebt hat. Dennoch ist die Geschichte des Protagonisten dieser Graphic Novel, Rufus Himmelstoss, eng verwoben mit der des Sohnes (hier: Victor) und sich Biografisches mit Fiktivem mischt. Uli versucht mit dieser Graphic Novel also zum Einen das persönliche Leiden (der Verlust) mit der Wut über den Vater (Enttäuschung nach Trennung) aufzuarbeiten, um zum Anderen das Instrumentarium des Verstehens wie einen Dialog anzuwenden, der lebenswichtig ist, um nicht an den Spätfolgen des erlittenen Vaterverlustes zugrunde zu gehen. Uli hat wie Victor ein (unter)stützendes Umfeld, eine eigene Familie.
Die Charaktere haben markante, bisweilen übertriebene Gesichtszüge und die fluffigen Bilder sind besonders in den großflächigen Panels ausdrucksstark (Bsp., S. 47: Wimmelbild Disco).
Zum Ende des 1. Teils zeichnet sich bereits ab, inwieweit der Aufmerksamkeitsfokus stärker auf den Verlust des Vaters hinausläuft und welche Folgen die Vaterentbehrung für den Sohn hat. Spannend ist die Frage, wie Uli das Schicksal des Vaters darstellen wird, ob das persönliche Leiden aufgelöst und ob mit genügend Wissen, Einfühlung und Verständnis ein ein fiktiver Dialog zustande kommen wird.

Leseprobe: