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Hey Punk!

Ich bin also Punk. Bedeutet auch: Ich kann Crocs tragen und darüber lachen. Ich kann vegan leben, aber um vier Uhr morgens eine Tiefkühlpizza mit analogem Käse inhalieren – weil Freiheit. Ich kann gegen Konsum hetzen und trotzdem jedes zweite Paket mit “ungefährlichem” Onlinekram bei der Nachbarin abholen. Ist das inkonsequent? Vielleicht. Aber hey – Punk!

Ich geh demonstrieren gegen Überwachung und poste Selfies davon auf Instagram. Ich boykottiere Amazon, solange es nicht um Kabel geht, die ich sofort brauche. Ich hasse Regeln, außer meine eigenen. Und wenn du mir das alles vorhältst, zucke ich mit den Schultern und sag: „Ich bin punk, Alter.“ Punkt.

Punk ist nicht kongruent, Punk ist Chaos mit Stil. Ein Lebensgefühl, das wie ein schief tätowierter Mittelfinger durch die Norm wackelt. Ich bin pro Diversität, aber anti-Gruppenzwang, selbst wenn der Zwang aus der linken Bubble kommt. Ich predige Offenheit, aber bitte nicht, wenn du mir mit Esoterik oder NFTs kommst – irgendwo hört’s halt auf.

Und das Schönste: All diese Widersprüche? Ich muss sie nicht erklären. Weil – na, du weißt schon – Punk.
Neulich hat mir jemand gesagt, ich solle mich „mal entscheiden“. Zwischen Ernst und Ironie. Zwischen Haltung und Hedonismus. Zwischen Anarchie und Steuerklasse 1. Und ich so: Warum? Nur weil dein Weltbild aus klaren Linien besteht, muss meins nicht weniger gültig sein – es ist halt mit Edding auf Tapete gekritzelt.

Ich kann gegen Gentrifizierung sein und trotzdem in einer Altbauwohnung mit Dielenboden wohnen. Weil ich sie nicht verdrängt hab, ich hab sie nur übernommen – solidarisch, versteht sich. Ich finde Kapitalismus scheiße, aber mein Kaffee kommt aus einem Siebträger, der mehr gekostet hat als meine erste E-Gitarre. Ja, da passt was nicht – na und? Punk.

Ich will keine Labels, aber bitte erkenne mich sofort als links, queerfreundlich, feministisch, subversiv, aber auf gar keinen Fall missionarisch. Ich hasse Leute, die urteilen – und urteile sofort über Leute, die weiße Tennis-Socken in Sandalen tragen. Konsequent inkonsequent. Voll authentisch. Eben Punk.

Und falls du jetzt denkst, das sei faul, bequem oder irgendwie billig – stimmt. Aber nur auf den ersten Blick. Auf den zweiten ist es Überleben in einer Welt, die ständig irgendwas von dir will. Einen Lebenslauf. Eine Haltung. Eine Klarheit. Sorry, hab ich nicht. Ich hab nur diesen kaputten Kompass, der immer Richtung „Fuck it“ zeigt.