
THE TOASTERS!
Recriminations 7"
Black Butcher Classics
Anfang der 1980er formierten sich The Toasters als energiegeladenes Quintett im pulsierenden Umfeld von New York City – mit einem Sound, der sofort herausstach. Statt bloß den britischen
2-Tone-Stil zu kopieren, mischten sie klassischen Ska mit New-Wave-Einflüssen, rauem Club-Feeling und einer Portion amerikanischem Straßengeist.
Diese Mischung legte den Grundstein für das, was später als Third Wave Ska bekannt werden sollte.
Es war eben kein 2-Tone im britischen Sinn, sondern eine frech-eigensinnige, New-Wave-getränkte Spielart des Ska, mit dieser unverkennbaren „scrappy energy“ – und einer Prise Twang auf der
Gitarre.
Die vier Songs (Fun fact: alle Songs beginnen mit dem Buchstaben 'R') sprühen vor Einfallsreichtum. Das Songwriting ist originell, die Darbietung/Spielart straff und vital, und gerade wegen
dem Kellerbar-Sound, produziert von Joe Jackson, klingen die Songs warm, roh und unverfälscht.
Die damalige Besetzung bestand aus Bucket (Gesang, Gitarre), Vicky Rose (Bass, Gesang), Steve Hex (Keyboards), Gary Eye (Percussion) und Danny Johnson (Drums) – ein Quintett, das den
unverwechselbaren frühen Toasters-Sound prägte. Besonders das stimmliche Wechselspiel zwischen Bucket und Vicky Rose verlieh den Songs emotionale Tiefe und Pop-Appeal.
Die A-Seite widmet sich den dysfunktionalen, schmerzhaft verhedderten Beziehungen des Großstadtlebens.
Der Titelsong „Recriminations“ beschreibt das endlose Karussell aus Missverständnissen und Vorwürfen – ein emotionaler Knotenpunkt zwischen Frustration und Selbsterkenntnis, was Bucket und Vicky
hier mit viel Nachdruck im Duett vortragen:
„We get ourselves in situations I don’t understand / That always leads to confrontations getting out of hand / It always ends in recriminations, ‘What is it I said?’“
Das melancholische „Razor Cut“ wiederum spielt – metaphorisch oder real – mit der Nähe zur Selbstzerstörung:
„You bend me out of shape like modeling clay / You can twist me almost every way / There’s been too much violence, too much pain / I can’t make it through another day…“
Auf der B-Seite öffnet sich die Perspektive – es geht um den Verfall von Szenen und Gesellschaft und die allgegenwärtige Angst vor atomarer Bedrohung.
Der Reggae-getränkte Klassiker „Run Rudy Run“, wohl The Toasters’ erster Underground-Hit, markiert dabei einen Höhepunkt. Mit Joe Jackson an der Melodica erzählt der Song von einem vermeintlich
ausgelassenen Abend in der Stadt, der schließlich in Ernüchterung endet – ein Spiegelbild urbaner Jugendkultur im Übergang. Interessanterweise hatte Bucket das Stück ursprünglich schon Ende der
1970er in England geschrieben, als er dort mit seiner früheren Reggae-Band The Klingons aktiv war.
Fazit
Recriminations ist mehr als nur ein frühes Dokument der amerikanischen Ska-Geschichte – es ist ein rohes, authentisches und hochgradig kreatives Stück Independent-Ska-Musikgeschichte, das
offenbart, wie sich aus einer Idee ein globaler Sound entwickelte.