
So, liebe Vleischesser:innen und Marketingexpert:innen, haltet euch fest: Die EU hat wieder zugeschlagen – und diesmal geht’s nicht um Gurkenkrümmungen oder Staubsaugerleistung, sondern um Wurst. Oder, Verzeihung, um das, was früher Wurst war, aber jetzt laut dem Mitte-Rechts-Bündnis in Straßburg keine mehr sein darf: die Vurst.
Ja, richtig gelesen: Künftig sollen pflanzliche Produkte keine Namen wie „Wurst“ mehr tragen dürfen. Denn, so die Europäische Volkspartei (EVP): Der Verbraucher könnte sich sonst verwirren. Es
bestehe ein „echtes Verwechslungsrisiko“.
Klar – wer kennt es nicht? Man beißt in eine vegane Bratvurst und ruft entsetzt: „Ach du Schreck! Kein Schwein drin!“
Schockstarre am Grill. Der Nachbar ruft die Fleischpolizei.

Die EVP möchte außerdem die Landwirte schützen, die sich ihren Ruf über Generationen aufgebaut haben. Verständlich. Schließlich ist „Wurst“ ein geschütztes Kulturgut – ähnlich wie Mozartkugeln
oder der Tatort am Sonntag.
Doch Hand aufs Sojaschnitzel: Ist das wirklich das größte Problem Europas?
Während der Planet ächzt, das Klima grillt und die Tiere stöhnen, diskutieren wir, ob etwas, das keine Wurst ist, trotzdem Vurst heißen darf. Ich meine – es steht ja drauf! Niemand denkt
ernsthaft, dass im „Veggie Burger“ ein Veggie steckt, oder dass „Schweinsbraten“ aus echten Schweinen mit akademischem Titel besteht.
Vielleicht geht es ja um Tradition. Aber Tradition ist auch, sonntags Rinderbraten zu essen und montags Cholesterinwerte zu messen.
Vielleicht geht’s auch um Identität. Aber wenn eine Karotte die Fleischlobby so ins Schwitzen bringt, dass man ihr sogar den Namen „Vurst“ verbieten muss – dann hat die Karotte offenbar mehr
Biss, als man dachte.
Ich schlage deshalb eine Kompromisslösung vor: Wir nennen das Ganze künftig „gerollter Genusszylinder auf Pflanzenbasis“.
Oder, falls das zu sexy klingt: einfach „Wörst“. Mit Umlaut, versteht sich.
Denn am Ende ist es doch wurst, wie die Wurst heißt. Hauptsache, niemand muss dafür leiden.