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Protest and survive

„Jetzt erst recht!“ wutschnaubt Alice Weidel und reagiert mit einer Mischung aus Angst, Nervosität und Hass auf die jüngste neue deutsche Protestkultur, die laut AfD-Sprech eine „grünversiffte“ Verleumdungskampagne ist. Denn laut Alice Weidel „hasst die Regierung Deutschland“ und schafft sich selber ab. Hass und Wut als Reaktion auf eine nie dagewesene Protestwelle gegen Rechts, dass der AfD angst und bange wird, diese zumindest zutiefst verunsichert und die mit so viel Gegenwind und Widerspruch gar nicht umzugehen weiß.

 Die AfD vermutet ein staatlich konstruiertes und inszeniertes Manöver gegen die AfD: „Man konstruiert einen Skandal und mobilisiert eigene Kostgänger, die dann als Mitte der Gesellschaft auftreten.“ Mit anderen Worten: „Ihr seid doof und die Protestwähler*innen sind beauftragt worden!“ Und hier zeigt sich die hässliche Fratze einer zutiefst antidemokratischen Partei, die mit Trotzhaltung und Hilflosigkeit herumlamentiert, sich als Opfer stilisiert und die Realisierung eines deutschen Reichs mit reinrassischer Identitätskultur in Gefahr sieht. Auf der anderen Seite sind die wichtigen Proteste gegen Rechts erst mal nur ein Anfang und auch eine auf die Straße getragene Beschwerdestelle. Neu ist, dass es nicht mehr nur reine antifaschistische oder linke Gruppen sind, die gegen Rechts mobilisieren, sondern auf einmal die sogenannte bürgerliche Mitte Courage und Haltung zeigt. Das lässt hoffen. Doch erst nach den anstehenden Wahlen lässt sich ablesen, was davon übrig geblieben ist. „Protest and survive“ heißt die Devise gegen Rechts. Der Slogan betont die Idee, dass durch aktiven Protest und Widerstand gegen solche Ideologien und Praktiken die Gesellschaft vor möglichen negativen Auswirkungen geschützt werden kann. Und je größer der Protest und der Gegenwind gegen die AfD, je mehr sagen AfD-Funktionäre endlich aufrichtig, was sie wirklich denken und wollen. Jede Irritation wird zurückgewiesen, um das eigene Weltbild nicht zu gefährden und damit auch die eigene soziale Gruppe nicht zu gefährden. Abschotttung, weghören und wegsehen. Das AfD-Konstrukt von „Gier, Lügen und Hass“ bricht zusammen, weil das von ihnen so geliebte deutsche Volk (sic!) in sehr großen Teilen keine Lust mehr hat, Angst haben zu müssen, Täuschungen zu erdulden und Lügen zu schlucken. Die, die jetzt noch AfD wählen, sind ideologisch verhärtete Stamm-Wähler*innen, die nicht länger die wahre Stimme des „deutschen Volkes“ (sic!) repräsentieren, sondern sich selbst als das entlarven, was sie wirklich sind: Umsturzfanatiker, denen das Radikale nicht radikal genug ist. Der AfD muss der ideologische Nährboden genommen, isoliert, finanziell trocken gelegt und Stück für Stück überflüssig werden. Die vielen Proteste in Klein- und Großstädten sind im jeden Fall die ersten Anzeichen für den Wunsch und den Willen für eine soziale gerechte Gesellschaft voller Diversität und ohne AfD. Man hätte es nur schon länger wissen können!