Illegale Farben zwingen uns auf die Tanzfläche

"15 Minuten und du kannst überall sein / fahr den Wagen an die Wand / wirf die Schlüssel weg und / ein Blick zurück ein Blick nach vorn und dann ..."

 

Am 25. März erscheint der erste Longplayer von Illegale Farben unter dem gleichen Titel auf Rookie Records. Warum nimmt man die eine Band neu aufs Label, die andere aber nicht? Bei Illegale Farben fiel die Entscheidung in Rekordzeit, nachdem das Label Ende 2014 gerade mal erste rudimentäre Demos gehört hatte.

 Da war etwas ganz Eigenes, Neues, Starkes; Gitarrenmusik, die nicht vorrangig Rock, nicht hauptsächlich Punk, nicht primär Indie war und die bereits ohne Texte eine absolut klare Aussage formulierte. Unmissverständlich nach vorn und trotzdem vielschichtig, klar und dennoch verspielt. Die Band beschreibt ihr Gründungsmotiv so: „Was mit Gitarren sollte es sein, pathetisch durfte es nicht sein und bitte auch nicht der Dicke-Eier-Rock von alten Herren.“

Ein Album mit zwölf getriebenen, vielseitigen und -schichtigen Songs, das sich schon mit seiner zweiten Single „Schwarz“ über Wochen in den Campuscharts festgesetzt hat. Kein Wunder, hier trifft Eindringlichkeit auf Eingängigkeit und kaum hält es einen auf dem Stuhl, so sehr schreit der Rhythmus nach Bewegung. Und das zwölf Stücke lang ohne lange Atempause. Wer klassische Hits sucht, wartet vergeblich. Zu viele Schichten liegen übereinander und immer passiert etwas Überraschendes mit drei elektrischen Gitarren – nebst Bass und Schlagzeug, versteht sich. „Zu wenig geschlafen, schlechte Laune und immer die gleichen Gesichter in der U-Bahn. Du gehst nachts allein durch die Stadt und dann fängt es an zu regnen.“, beschreiben Illegale Farben die Atmosphäre ihrer Songs.
Arrangements, deren unverwechselbarer Klang von klugen Texten begleitet wird. Endlose komplexe Fragen und nirgends einfache Antworten, weder auf das Private noch auf das Politische oder gar das große Ganze. „Schwarz, Weiß und alles dazwischen“ versucht die Band eine Verortung ihrer Musik. Und dafür steht auch der Bandname, Illegale Farben, worüber wir im Lexikon erfahren: „Pegelwert eines Farbsignals, der zu einem Videoüberpegel führen kann und damit eventuell technisch nicht übertragbar ist. Illegale Farben werden auch unzulässige Farben genannt.“ Passend, denn: „Für uns geht es darum, dass man Grenzen überschreiten kann und man sich nicht immer an die klassische Lehre halten muss.“
Live haben Illegale Farben in ihren ersten 20 Konzerten in 2015 – unter anderem auf Einladung von Love A – derart unbefangen aufgespielt und Sänger Thom das Publikum sprichwörtlich aufgemischt. „Die Songs sind aus uns entstanden und für die Bühne geschrieben. Das merkt man dann auch.“, fügt die Band schnörkellos an. Zuletzt hörte man auf dem Brot & Salz Festival überraschtes Raunen unter Zuschauern, die im Anschluss unbedingt ein Album kaufen wollten. Das es im Dezember aber eben noch nicht gab. Bald hat das Warten ein Ende und lasst euch eines gesagt sein:
„Und irgendwo reitet jemand auf einem Schwein.“ (15 Minuten)

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