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Vandalismus - Maskulina Single

Vandalismus (Fotocredit Maxim Dean)
Vandalismus (Fotocredit Maxim Dean)

Nachdem die ersten beiden Singles aus "Gloria & Schwefel" eher seine rotzig-raue Seite zeigten, schürft Vandalismus auf "Maskulina" nun wieder deutlich tiefer. Der Song erzählt, äußerst gefühlvoll, plastisch und deswegen so nachvollziehbar, vom Ringen mit stereotypen Geschlechterrollen und dem Aufbrechen und Überwinden von Klischees, die penetrante Wiederholungen nicht passender machen.

Vandalismus - "Maskulina" Info:

"Sei ein Mann!", das hat wohl jeder traurige kleine Junge schon zu hören bekommen, und vermutlich hat es nicht einem einzigen von ihnen auch nur ein winziges bisschen weitergeholfen. Mädchen mögen Ponys, rosa Rüschenkleidchen und Schleifen im Haar, für die Jungs bleiben Fußball, Bagger und Prügeleien im Dreck, so bekommen wir es eingetrichtert, wieder und wieder. Die Leidtragenden sind all diejenigen, die in diese vorgestanzten Schablonen einfach nicht passen wollen und sich schwer damit tun, den Erwartungen an die ihnen zugewiesene Rolle gerecht zu werden. "Ich hab' weder mit Puppen noch mit Autos gespielt", gibt Vandalismus all denen außerhalb des rigiden rosa-blauen Binärsystems eine Stimme. "Ich mochte Märchenplatten und Kuchen und Sachen anzünden."

Mit dem Gefühl, sich "nie richtig als Mann oder als Frau gefühlt" zu haben, steht er nicht allein da. Zum Glück haben die einst so harten Fronten in den letzten Jahren zwar langsam, aber doch stetig zu bröckeln begonnen. Vandalsimus' persönliche Suche nach weniger toxischen Männlichkeitsbild führte letztlich zu einem Selbstverständnis, mit dem sich freier und entsprechend angenehmer leben lässt, und Ina Deter bekommt 38 Jahre nach ihrer kämpferischen Forderung endlich, wonach sie einst verlangte: "Neue Männer hat das Land bekommen, liebevoll, charmant, besoffen, händchenhaltend, gleichberechtigt." "Happy-End"? Wahrscheinlich noch nicht. Aber "Hoffnung", eine Menge davon.

Der Beat, der gleich zu Beginn mit opulentem Gesangssample beeindruckt, geht wieder einmal auf das Konto von Jay Baez, inzwischen längst ein alter Bekannter in Vandalismus' Umfeld. Maxim Dean setzte schon die erste "Gloria & Schwefel"-Single "Rapmusik im Straßengraben" visuell in Szene. Nun hält er den Kampf zwischen den Erwartungen von Außen und dem Gefühl im Inneren, die Grätsche zwischen Dreck und Rosa-Glitzer, die Vandalismus seit Jahren schon vollzieht, in bewegenden bewegten Bildern fest.

Vandalismus - "Gloria & Schwefel"
Vandalismus - "Gloria & Schwefel"

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