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Too Much Future – Punkrock GDR 1980-1989

Too Much Future – Punkrock GDR 1980-1989
Too Much Future – Punkrock GDR 1980-1989

2007 erschien mit ostPUNK / Too Much Future der bisher umfassendste Dokumentarfilm über Punk in der DDR. Damals entstand bei den Initiatoren, aufgrund der Fülle des zusammengetragenen und in weiten Teilen noch unveröffentlichten Materials, der Gedanke über diesen Film hinaus einen Sampler mit DDR-Punkrock zu veröffentlichen.

Die bisher zusammengestellten Compilations boten zumeist nur einen Überblick auf bereits bekanntes oder regional begrenztes Material. Zudem bestanden diese Sampler zu Teilen aus Songs von Bands, die keine Basis in der Punkszene hatten und/oder mit staatlicher Duldung bzw. mit Förderung durch die FDJ versehen waren. Es entbehrt nicht einer gewissen Tragik, daß inzwischen ehemals staatlich geförderte Bands wie Feeling B oder Die Skeptiker für Punk in der DDR stehen und damit die Namen und die Courage jener Undergroundbands aus der öffentlichen Wahrnehmung verdrängt haben, die für ihre Musik, für ihre radikalen Texte und für ihren Style gezahlt haben. Die Musiker illegaler Punkbands setzten sehr bewußt einen fetten Punkt hinter einem durchideologisierten und durchgeplanten DDR-Lebenslauf.
Der Sampler Too Much Future – Punkrock GDR 1980-1989 widmet sich denjenigen Bands, deren Existenz illegal war und die teils massiv von der Staatssicherheit verfolgt wurden. Zum ersten Mal überhaupt wird im Umfang eines Dreifach-Vinylalbums ein Überblick über die Szene von Rostock bis Suhl gegeben. Too Much Future stellt damit ein who is who des Punkrocks in der DDR dar und setzt Maßstäbe durch eine Fülle an bisher unbekannten Bands und Songs.
Teil des 3-fach-Albums wird ein umfangreiches Booklet mit einem Text zum Zusammenprall von Subkultur und Diktatur und mit Texten zu den jeweiligen Bands sein. Das aufwendig gestaltete Cover, die Innersleeves und das Booklet präsentieren rares oder bisher unveröffentlichtes Foto-Material.

Die Compilation Too Much Future entsteht in Zusammenarbeit mit dem Leipziger Major Label und mit zwei ehemaligen Protagonisten der frühen DDR-Punkrockszene: Henryk Gericke hat bei der Ostberliner Punkband The Leistungsleichen gesungen und seit 2005 als Autor und Herausgeber einige Bücher zur DDR-Subkultur herausgegeben sowie in einer Vielzahl von Publikationen Texte zum Thema veröffentlicht. Als Kurator hat Gericke zudem die Ausstellungsreihe ostPUNK – too much future sowie als Autor die gleichnamige Kinodokumentation mit zu verantworten.


Maik Reichenbach spielte in den legendären Anarchopunkbands HAU und L'Attentat, beide Bands gingen aus dem selben Punk-Cluster hervor, dem auch die Leipziger Urpunkkapelle Wutanfall entstammte. Reichenbach wurde aufgrund eines öffentlichen Protests gegen die Inhaftierung der Ostberliner Punkband Namenlos ebenfalls inhaftiert und zu einer Haftstrafe verurteilt.
1988 verließ er die DDR und reiste in den Westen aus. Seitdem wirkte er in zahlreichen Bands mit. Bei den Reunion-Konzerten von L'Attentat 2014 und von der Berliner Punklegende Namenlos 2017 stand er als Bassist jeweils mit auf der Bühne.