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CAPTAIN PLANET - Neujahr

Copyright by Maxe Probst
Copyright by Maxe Probst

Die Hamburger Indie-Punk-Lieblinge CAPTAIN PLANET veröffentlichen nach ihrer langersehnten Ankündigung zum neuen Album "Come On, Cat", das am 08. September auf Zeitstrafe erscheint, die erste Single daraus. "Neujahr" dient als eindrucksvoller Opener des Albums und markiert eine Ode an die Hoffnung in Zeiten des Umbruchs.

Mit einem viersekündigen, brummenden Intro schaffen CAPTAIN PLANET einen Moment der Spannung, bevor der stampfende Drumbeat von "Neujahr" einsetzt. Zeilen der ersten Strophe des Songs lauten: "Der erste Vogel des Jahres hat es nicht weit geschafft / Sein feines Federkleid, flatternd verklebt mit dem Boden". Sie eröffnen eine Reflexion über die Zerbrechlichkeit des Lebens.

Sänger und Gitarrist Jan Arne von Twistern sagt zum neuen Song: "Neujahr ist das Dankeslied für all diejenigen, die in Zeiten großer Veränderung das Positive vorne anstellen und die Hoffnung hochhalten. Vielleicht auch eine Art Mutmacher für die Zukunft. Autosuggestiv und vielleicht auch ein bisschen zweckoptimistisch. Ungewöhnliche Töne vielleicht - aber musste mal raus".

Und so endet der Song mit den Zeilen: "Liebst es schon da zu sein – viel zu früh / Schaust gern den anderen dabei zu, wie sie ankommen / Und du sagst: Ab heute wird alles besser! Ab heute alles besser!". Eine Ermutigung, das Hier und Jetzt zu schätzen und den Glauben an eine bessere Zukunft zu bewahren. Eine kraftvolle Botschaft der Hoffnung, die daran erinnert, inmitten des Umbruchs weiterhin nach vorne blicken zu können.

Captain Planet ist eine besondere Band. Eine Band, die man nicht vergisst, auch wenn sie länger nichts von sich hören lässt. Das letzte Album „Ein Ende“ erschien vor 7 Jahren, das letzte Konzert fand im Februar 2020 statt. Sie ist die Definition einer Lieblingsband, die begleitet, bleibt, auch gerne mal ruhig ist, um dir dann beizeiten mit neuer Musik und neuen Texten behutsam das Herz zu brechen, während sie dir gleichzeitig Es geht weiter. Irgendwie. Muss. ins Ohr flüstert.

Die fünf Hamburger sind mit den 11 neuen Songs vermutlich näher am Hier und Jetzt, als sie es je waren. Sätze wie „Wir alle sind doch angezählt seit Jahren“ (Halley) drücken das aus, was viele fühlen: Die letzten Jahre, all der ganze, oftmals überwältigende Scheiß: Happy days sehen einfach wahnsinnig anders aus. Es geht hier um alle, „die sich auch nicht mehr ertragen“, denn der Blick geht bei Captain Planet nie nur nach außen. Platter Zeitgeist ist der Band weiterhin fremd. Die Texte sind wie immer clever, höchstpersönlich und nehmen dich mit dahin, wo es wehtut.

Musikalisch ist „Come On, Cat“ energetischer, melodiöser Emo-Punk, der in Deutschland seit der Bandgründung im Jahr 2003 in seiner eigenen Liga spielt. Es tut uns leid, aber man muss es auch mal so sagen dürfen. Natürlich sind da die euphorischen finger-pointing Parts, in denen nach 20 Jahren immer noch keine Phrasen gedroschen werden, es werden die richtigen, unangenehmen Fragen gestellt und es wird aller Voraussicht nach nicht leicht beim Zuhören. Mitreißende Hooks, das bisher verdichtetste, komprimierteste Captain Planet Album, in dem sich die Hits nicht so einfach herauspicken lassen, da es irgendwie keine Songs gibt, die keine sind.

Captain Planet werden auch mit ihrem fünften Album nicht den Deutschpunk-Olymp hierzulande erklimmen. Dafür ist man auch nicht angetreten. Diese Band ist bei sich, ist keine Szene-Gestalt. Und doch: Wenige Bands lösen bei ihren Freund*innen (don’t say Fans) so eine Aufregung und Begeisterung aus, wenn etwas Neues passiert. Komm auf die Tour und sieh selbst – wer ungern auffällt, sollte vielleicht vorher nochmal alle Texte der Bandgeschichte pauken, denn hier geht es schon immer um „Aus voller Lunge schreien. Hier oben. Mit uns allen.“ (Wort auf der Brücke, 2007). Trotzdem bitte kein Wir-Gefühl erwarten, denn das gibt’s hier weiterhin nicht.

CAPTAIN PLANET - "Come On, Cat"-Tour 2023/24

30.09.23 Hannover, Béi Chéz Heinz
01.10.23 Berlin, Frannz Club
02.10.23 Dresden, Chemiefabrik
13.10.23 Kiel, Hansa 48
14.10.23 Münster, Gleis 22
15.10.23 Köln, Artheater
16.10.23 Darmstadt, Oetinger Villa
17.10.23 Karlsruhe, P8
18.10.23 Nürnberg, Desi
01.12.23 Wolfsburg, Sauna-Klub
02.12.23 Leipzig, Conne Island
15.12.23 Hamburg, Hafenklang
16.12.23 Hamburg, Hafenklang
04.01.24 Bremen, Tower
05.01.24 Dortmund, FZW
06.01.24 Göttingen, Musa