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Tierbefreiung #124

Tierbefreiung #124
Tierbefreiung #124

Tierbefreiung #124
56 DIN-A-4-Seiten; €4,00.-  
die tierbefreier e.V., Postfach 160132, 40564 Düsseldorf
www.tierbefreiershop.de
Die 124. Ausgabe des Tierbefreiung Magazins widmet sich unter dem Titel „Fleisch...oder nicht Fleisch“ umfassend dem Thema Fleischkonsum und seinen Alternativen. Die vielen redaktionellen Beiträge sind eine kritische Auseinandersetzung mit der globalen Fleischindustrie, betrachten deren Auswirkungen und beleuchten die Beweggründe für einen bewussten Fleischverzicht. Dabei bleibt die Perspektive vielseitig und differenziert: Die ethischen Gründe für vegane Ernährung werden ebenso behandelt wie die ökologischen, psychologischen und sozialen Konsequenzen, die der weltweite Konsum von Fleisch und Fleischersatzprodukten nach sich zieht.

Im Zentrum der Ausgabe stehen nicht nur Argumente für den Fleischverzicht, sondern auch eine kritische Betrachtung der Entwicklungen innerhalb der Fleischersatzindustrie. Die Redaktion weist darauf hin, dass viele kapitalistische Unternehmen die wachsende Popularität des Veganismus für sich entdeckt haben, nicht aus ethischer Überzeugung, sondern aus ökonomischen Gründen. Diese Unternehmen versuchen, rein vegane Betriebe aus dem Markt zu verdrängen. Diese Entwicklungen lenken das Gespräch über Veganismus in eine politische Richtung und werfen die Frage auf, inwieweit vegane Produkte tatsächlich emanzipatorische Ziele unterstützen oder nur einem Trend folgen, der letztendlich auch kapitalistischen Gewinninteressen dient.
In dem Artikel „Fleisch ist (k)ein Stück Lebenskraft“ beleuchtet Anna Huber, dass Veganismus zwei Seiten haben kann. Einerseits ist er eine Form der Abkehr von der Tierausbeutung und eine Bewegung gegen die Tierindustrie. Andererseits besteht die Gefahr, dass der emanzipatorische Kern des Veganismus durch die Vermarktung und Anpassung an den Mainstream verwässert wird. Huber plädiert dafür, die eigentlichen Ziele des Veganismus, wie die Befreiung der Tiere und den Kampf gegen Karnismus, also das System der Fleischnormativität, nicht aus den Augen zu verlieren.
Die Ausgabe stellt zwei Filme vor, die sich mit der Thematik auseinandersetzen: „Carnage: Swallowing the Past“ und „Punk Rock Vegan Movie“. Allerdings bin ich skeptisch, inwieweit diese Filme tatsächlich einen nachhaltigen Einfluss auf die Tierbefreiungsbewegung haben können. Hier bleibt die Frage offen, ob der künstlerische Ansatz und die Darstellungen in diesen Filmen das Potenzial haben, das Bewusstsein der Zuschauer*innen für die Probleme der Tierindustrie nachhaltig zu schärfen.
Abschließend betont die Redaktion die Notwendigkeit von Solidarität und gemeinschaftlichem Engagement in der Tierbefreiungsbewegung. Die Forderungen nach „Solidarität mit allen Ausgebeuteten“, Kollektivierung und Selbstorganisation werden als wichtige Prinzipien hervorgehoben, die jedoch oft nur von jenen verfolgt werden, die sich bereits intensiv mit der Thematik auseinandergesetzt haben. Die Ausgabe zeigt, dass es noch immer ein weiter Weg ist, bis diese Werte breitere gesellschaftliche Akzeptanz finden.

Gesamteindruck:

Die aktuelle Schwerpunktausgabe bietet eine tiefgründige und vielschichtige Analyse der aktuellen Diskussionen um Fleischkonsum, Veganismus und Fleischalternativen. Mit ihrem kritischen Blick auf kapitalistische Mechanismen innerhalb der veganen Industrie und den Forderungen nach einer politisch bewussten, solidarischen Bewegung schafft die Ausgabe einen wertvollen Beitrag zur Tierbefreiungsdebatte. Für alle, die sich eingehender mit den ethischen, politischen und ökologischen Dimensionen des Fleischverzichts und der Tierbefreiung auseinandersetzen möchten, bietet diese Ausgabe wichtige Denkanstöße und Perspektiven.