pogendroblem: Es kann nicht immer so weitergehn

Wie schreibt man als Punkband einen Coming of Age-Song? Vermutlich mit unkitschigen Zeilen wie "Wir treffen uns auf dem Konzert / Am Merchstand kommst du mir immer näher / Auf der Isomatte lass ich dir ein bisschen Platz / Aber es kann nicht immer so gehn, mein Schatz", wie sie POGENDROBLEM auf ihrer neuen Single singen. So verheißungsvoll es auch war, sich nachts am Merchstand treiben zu lassen und mit dem einen oder anderen Kopf auf der Schulter aufzuwachen, irgendwann ist alles erlebt und gesagt. Untermalt von nostalgischen Hamburger-Schule Akkorden tönt es zaghaft unentschlossen: Es kann doch nicht immer so weitergehen, oder?

Mit "Es kann nicht immer so weitergehn" debütiert Schlagzeugerin Benta bei pogendroblem als Hauptsängerin des Songs - damit sind nun 3/4 von pogendroblem Leadsänger*innen der Band. Die Single ist gleichzeitig Namensgeber für die anstehende Tour zum neuen Album und beweist, dass man selbst über die Wahl des Tourtitels Kritik üben kann - Wie bleibt man Punk und überlebt dabei als tourende DIY-Band ökonomisch? Denn so wie die Situation sich diesbezüglich darstellt, kann es eben nicht immer nur weitergehen. Damit fügt sich der Song in den tendenziell pessimistischen Gesamtton des Albums ein. 

Great Resignation! So wird das massenhafte Kündigen von Bullshitjobs während der Corona-Pandemie bezeichnet. Die Verweigerung die eigene Arbeitskraft zu den widrigsten Bedingungen zu verkaufen, wenn es nicht mal zum Leben reicht. Auch wenn man sowieso bald wieder ran muss – nur für einen Moment spüren, die Macht zu haben alles lahm zu legen, hörten einfach alle auf: Wertschöpfung, Broligarchie, Kaufland, Deutschland.

pogendroblem haben sich also nochmal zusammengerauft und ein neues Album gemacht. Drei Jahre für ein neues Album? In der Tat: Great Resignation. Oder zu wenig die Brotjobs gekündigt? Und wenn sie die Arbeit so hassen, warum haben sich pogendroblem dann noch weiter in die Musikindustrie reinbegeben? Widersprüche schärfen und aushalten. Ambiguitätstoleranz.
Nachdem "AWINHSMK" Ende 2022 bei Audiolith erschien, ging es für die Band wild hin- und her zwischen Pop-Festivals, Punkbühnen, Preisverleihungen und Solishows für selbstverwaltete Kulturzentren oder gegen die extreme Rechte.
Nun der Nachfolger Great Resignation bei Kidnap. Das Schulterklopfen der Kulturförderung darf natürlich auch nicht fehlen. Zwölf Tracks auf 1:22 bis 2:30. Ästhetisch nochmal diversifiziert und dennoch aus einem Guss, entstanden unter Regie von Gregor Hennig im Studio Nord Bremen, gemischt von Daniel Roesberg und gemastert von Christian Bethge.
Musikalisch klarer und pointierter als zuvor. Obviously (Post-)Punk, poppige Niedlichkeit, Garage Vibes, bisschen Hamburger Schule, bisschen Kraut, etwas düsterere Gitarren und natürlich Brotschneidemaschine durch FX geballert. 
Große Resignation! Die große Traurigkeit zieht sich durch die Platte hindurch, auch in den auf den ersten Blick lustigen Liedern. Denn hier sind sich pogendroblem treu geblieben, es geht um absurde Alltagsgeschichten, um Subjektivierung, die nicht mehr zu funktionieren scheint. Um Fragmentierung von Gesellschaft, Arbeitsbeziehungen, der Linken.
Wie durch die Zeit der Monster (Antonio Gramsci) navigieren, fragen pogendroblem. Wie weiter machen gegen Faschisierung und Klimakrise? Klar ist: Es kann nicht immer so weitergehen. 
 
Ab November wird die Band mit ihrer neuen Platte auf ausgedehnte "Es kann nicht immer so weitergehn"-Tour gehen. 

07.11.2025 Köln - Gebäude 9
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13.12.2025 Hamburg - Knust 
19.12.2025 Mainz - schon schön 
20.12.2025 Stuttgart - Helene P . 
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16.01.2026 Salzburg (AT) - Mark
17.01.2026 Wien (AT) - B72 
30.01.2026 Hannover - Kulturzentrum Faust 
31.01.2026 Bremen - Kulturzentrum Lagerhaus 
05.02.2026 Berlin - Cassiopeia
06.02.2026 Leipzig - Conne Island 
07.02.2026 Dresden - Chemiefabrik 
27.02.2026 Karlsruhe - Alte Hackerei
28.02.2026 Kassel - Goldgrube