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OUT OF STEP - Hardcorepunk zwischen Rollback und neonazistischer Adaption

Out of step
Out of step

OUT OF STEP
Hardcorepunk zwischen Rollback und neonazistischer Adaption
v. Ingo Taler
349 Seiten; € 18.-
ISBN: 9783-89771-8210
www.unrast-verlag.de
Inhalt: Innerhalb der RechtsRock-Szene hat Hardcore in den letzten Jahren immer mehr an Popularität gewonnen. Neben der Musik spielt vor allem der von der HC-Punk- Szene adaptierte Lifestyle eine wichtige Rolle.

Die HC-Szene entstand in den späten 70er- Jahren als eine linke politische Abgrenzung zur Punk-Szene mit ihrer No-Future-Attitüde. Durch die Ausdifferenzierung der HC-Punk-Szene in den 80er-Jahren, die In der Breite zu ihrer Entpolitisierung geführt hat. setzte ein reaktionäres Rollback ein, das bis heute anhält Rechte HC-Bands versuchen seit Ende der 90er-Jahre Themen der HC-Punk- Szene zu besetzen und nutzt dabei ideologische Anknüpfungspunkte, die ihnen von HC-Punk-Bands geboten werden. Metaphern und subtile Botschaften sind an die Stelle von unverhohlener NS-Propaganda und Symbolik getreten und dominieren die aktuelle rechte HC-Szene, deren Erscheinungsbild sich kaum noch von dem der HC-Punk- Bands unterscheiden lässt. Das Buch skizziert die Entstehungsgeschichte der HC-Punk-Szene und untersucht die Ursachen des reaktionären Rollbacks, der zweite Teil beschäftigt sich mit den Strukturen und Themen der rechten HC-Szene.

Gesamteindruck:

Gleich zu Anfang stellt der Autor klar, dass er den Begriff NS-HC für unbrauchbar hält und anstelle dessen den Begriff White-Power-Hardcore (WP-HC) bevorzugt. Ingo Taler liefert eine Reihe von Anknüpfungspunkte von Punk, HC, Metal an die extrem rechte Musik und benennt gemeinsame Aspekte wie Hass, propagierten Patriotismus, Gewalt, Recht des Stärkeren, Xenophobie, Homophobie, Sexismus als tendenziösen Zugang zum Rechtsrock. Image, Symbolik und Attitüde vermischen Punk, HC und Rechtsrock, wobei die Akzeptanz rechter Symbolik und Inhalte durch eine zunehmend unpolitische Haltung und Außendarstellung begünstigt wird. Ingo Taler entlarvt Bands und Personen mit zahlreichen - Ieider auch oft fehlerhaft zitierten/übersetzten - Äußerungen/Texten als reaktionär und schlussfolgert, dass die "entpolitisierte Uneindeutigkeit" zu einer Grauzone führt, die der extremen Rechte einen Einstieg und Etablierung in die subkulturellen Bereiche ermöglicht und hier Menschen für ihre Zwecke ködert und rekrutiert. Insofern ist es durchaus wichtig und notwendig sich eindeutig zu positionieren und zu äußern, da sich heutzutage rechte Bands und Personen mit dem HC-Habitus schmücken und mit modernen Graffiti-Style, Logo, Kleidung eine uneindeutige Außendarstellung pflegen. Insbesondere der NJ-HC mit seinem durchzogenen "Tough Guy-Image, gewaltverherrlichende Texte, Inszenierung von Männlichkeit-Stereotypien, Homophobie und Sexismus, anti-emanzipatorische Ideen und einem konservativen, reaktionären Gedankengut prägte Punk/HC, ohne dass antifaschistisch interveniert wurde. Einen Grund für die Zunahme an dieser rechten Außendarstellung sieht der Autor die Aufgabe vieler Musiker, den ursprünglich politischen linken Konsens im Punk/HC aufgegeben und sich "in verschiedenen Sub-Szenen mit unterschiedlichem Weltbild ausdifferenziert“ zu haben. In diesem Zusammenhang fordert der Autor eine "permanente Auseinandersetzung mit Ideologien und Strategien rechter Strömungen", die "Aufarbeitung der HC-Punk-Geschichte“, damit sich Kriterien, Strategien gegen den Rollback entwickeln können. Dieses Buch dürfte die Grundlage und Voraussetzung für diese Entwicklung sein, die Debatte sollte aber nicht nur auf Punk/HC beschränkt sein, sondern gesamtgesellschaftlich geführt werden.