FINISTERRE/GERANIÜM “Split”

FINISTERRE/GERANIÜM
“Split” 7″
Contrazt! Records
Manuela (FINISTERRE) beschreibt in “Facing fears” die Glaubenskrise, wenn im Leben Stillstand herrscht, wenn mensch nicht weiterkommt und zur Erkenntnis gelangt, dass dieses Leben eine Täuschung ist. Wie soll mensch damit umgehen? Wenn wir maßlos enttäuscht sind, dann spüren wir starken Ärger bis hin zu Wut, sind total frustriert und deprimiert, verbittert. Bedrohlich baut sich das Soundgerüst auf, die dunklen Strukturen werfen Schatten auf, die größer werden und die Kehle zuschnürt. Doch “Facing Fears” beinhaltet auch das lohnenswerte Risiko, diese Krise durchzustehen. Unsere Erwartungen sind maßgeblich für unsere Enttäuschungen verantwortlich. Insofern könnten wir uns Enttäuschungen dadurch ersparen, dass wir weniger oder nichts von anderen oder dem Leben erwarten. Feel the tension, think positive and start to act!
“Bruised” webt in dezenter Doom-Optik ein düsteres Klangkleid mit einem ausbrechenden, kurzzeitig aufblitzenden Gitarrenlauf, der sich später ins Gewühl tummelt und sich neu ordnet. Manuela greift konkrete Aspekte der feministischen, emanzipatorischen Grundsätze auf und fordert das Recht auf Selbstbestimmung, kompromisslos und bedingungslos. Das infernalische Soundgewitter im Mittelteil schlägt die Brücke zu klaren Ansagen, ohne Verpflichtung, eine neue Richtung einschlagen, sich neu definieren zu müssen, sondern zu sein wie frau will.
GERANIÜM haben mit “Kings of Ignorance” einen dynamischen Song entwickelt, der sich langsam aufbaut und nach 3 Minuten explodiert. Bis dahin ist das warm-up eine tragfähige Konstante, die präzise und bedarfsgerecht darauf hinarbeitet, normative Verhaltensmuster im Punk/HC zu kritisieren. Das geschieht in einer halsbrecherischen aber kontrollierten Spielart und einer prinzipiell direkten Angriffslust, ist vom Inhalt und der Kernaussage nüchtern und sachlich betrachtet wahr und richtig, nämlich die Tatsache, dass nur weil du auch ein WOLFBRIGADE trägst, nicht gleichzeitig einE GleichgesinnteR sein musst. Skeptisch sein und bleiben, wenn sich innerhalb einer Subkultur soziale, persönliche und politische Weltanschauungen und Wertevorstellungen entwickeln, die den Anspruch erheben, als allein wahr, allgemeingültig oder verbindlich zu gelten oder gar für alle Zeit gültig zu sein.

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