KETTEN&KETCHUP #2

 KETTEN&KETCHUP #2
KETTEN&KETCHUP #2

KETTEN&KETCHUP #2
48 DIN A 5 Seiten; €2.-
Alex Gehrau, Brückenstr. 1, 27299 Langwedel
www.myspace.com/kettenketchup
Latex und Ballo haben nach einem Jahr das Lustprinzip gesteigert und einen weitere Ausgabe ihres gemeinsames Fanzine-Projektes veröffentlicht. In dieser Zeit gab es bei beiden erhebliche persönliche Veränderungen, die -gerade bei Latex- dramatisch auf die physische wie psychische Verfassung einwirke(t)en. Latex hatte einen Zusammenbruch, war in psychiatrischer Behandlung, hat eine Psychotherapie beantragt, hat Ärger mit Auto und Vermieter, seine Freundin hatte eine Lungenembolie...dafür ist er nun Vater einer Tochter, macht wieder Musik/Krach mit der Band ATITUDE ZERO und wünscht sich weiterhin, "die Welt kennen zu lernen, herumzukommen und zwangloses Leben zu spüren!"
Kollege Ballo hat ebenfalls eine persönliche Achterbahnfahrt hinter sich. Nach seinem Zusammenbruch während des BREAK THE SILENCE Festivals geht es ihm wieder besser, arbeitet nun wie Latex in einem Wohnheim für behinderte Menschen und wirbelt nach seinem Ausstieg bei RASTA KNAST die Sticks bei INNER CONFLICT und ATITUDE ZERO. Ballo ist ein Workaholic, hat ständig Hummeln im Hintern und ist ruhelos, aber ständig kreativ und organisiert Konzerte, Festivals und veröffentlicht zudem noch Platten auf seinem Label GAS RECORDS. Bedingt durch die Break the Silence-Konzertreihe im Juze "Dampfmühle" in Verden, servieren Ballo und Latex geführte Interviews mit dort aufgetreten Bands wie INSIDE JOB, die über ihre Musik und das ABC philosophieren. Nahezu jeder Satz wird mit einem Absatz unterbrochen, da ist Platz verschwendet worden und zerstückelt den Inhalt. Brasilien Thrash bieten VIOLATOR, Baser Pedro beantwortet die kurzen Fragen sehr ausführlich, der Inhalt ist allerdings eher dürftig und beschränkt sich auf empfehlenswerte Bands, Äußerungen zu Verbindungen zwischen Punk und Metal. Weitaus interessanter ist dann das Interview mit Pertti Kurikan Nimpäivät, eine finnische Punkrockband, deren Mitglieder Trisomie 21 haben und mit einem Bus, Betreuern und Gästen in Norddeutschland Station gemacht haben. Bei Keksen, Kaffee und Tee wird die Inklusion gelebt, gefördert und präsentiert. Präsentiert wird das vorhin erwähnte BREAK THE SILENCE Festival in einem Rückblick, der belegt, wie viel Arbeit, Schweiß, Lust und Laune in der Organisation steckt, gleichzeitig aber der Zuspruch und die Besucher_Innenzahl der Lohn ist. Bis auf einer Ausnahme waren beim letztjährigen Festivals ausnahmslos korrekte Bands und Personen dabei, es gab also keinerlei OI- und Grauzonenbands, wie leider üblicherweise auf anderen bekannten Bierzeltstimmungskonzerten.
Neben ausführlichen Fanzines und subjektiv ausgewählten Tonträger-Rezensionen folgt das längste Gespräch mit den Jungs von ALARMSIGNAL, welches auch vom Inhalt am gehaltvollsten und aufschlussreichsten ist, da Themen wie Punk und Relgion, Vegan, Vegetarismus vs Fleischkonsum, Punk und Familie angesprochen und kontrovers debattiert werden.
Gesamteindruck: Neben rechtschreiblichen, stilistischen Schwächen ist der DIY-Geist übermächtig und etabliert das K+K-Fanzine in das Kabeljau-Kartell, genießt also den Ruhm und die Protektion der ehrenwerten Familie...ähem. Mit Engagement, Lust und Leidenschaft für Punk, Metal und ein hohes Maß an Selbstorganisation entwickeln Latex und Ballo ein planlos wirkendes Konzept, das dilettantisch, übereifrig und wenig komplex gestaltet ist. Dafür punktet das K&K mit einer alternativen Gegenkultur, die in kopierter Form in Bewegung ist, Sprachrohr der DIY-Kultur ist und unglaublich motiviert, das wesentliche Prinzip anarchistischen und sozialen Handelns in die Praxis umzusetzen, was kein Widerspruch, sondern eine Ergänzung darstellt.

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