PROUD TO BE PUNK #17

PROUD TO BE PUNK #17
80 DIN A 5 Seiten; €1,50.-
jan.sobe@t-online.de
Jan fühlte sich nach Abschluss seines Examens ausgebrannt, leer und lustlos. Dieses Gefühl wurde durch den Tod eines Freundes verstärkt, ist – auch um sich abzulenken – nach Japan gereist, um eine Schulfreundin zu besuchen, hat zum 5. Male eine “Gedenkstättenfahrt” nach Auschwitz/Polen unternommen und hat eine Bildungsreise nach Dänemark zum Thema “antifaschistischer Widerstandskampf in Dänemark” gemacht. Darüber hinaus fuhr Jan dann noch nach Frankreich und begleitete eine Gruppe, die sich auf die Spuren des Ersten und Zweiten Weltkrieges gemacht haben. Nach so viel Trubel ist Jan sichtlich froh, dass “diese Ausgabe das Licht der Welt erblickt hat”. Der Motivationsschub dürfte auch der Tatsache geschuldet sein, dass eine Frau an seiner Seite gerückt ist und “viel Farbe in mein Leben zaubert”. Eine schwere Geburt war die Niederkunft eines WWK-Interviews, da die Band in der Vergangenheit nicht auf die von Jan gestellten Fragen reagierte, Sänger Uwe signalisierte nach einem Konzert seine Bereitschaft, aber Jan musste auch hier wiederholt nachfragen, bitten und betteln, bis es schließlich zu einem fruchtbaren Ergebnis kam. Dafür ist das Gespräch dann auch sehr intensiv geführt und Uwe schildert sehr ausführlich, was die Band dazu bewegt hat, den Kosovokrieg 1998/1999 zu thematisieren. Uwe findet es furchtbar”, dass alles so undifferenziert behandelt wurde” und musste darüber einen Song schreiben. Uwe schildert von weiteren Motiven, Texte über Asylpolitik/Asylrecht zu schreiben, siehst sich dabei in der Pflicht, solidarisch gegenüber MigrantInnen zu sein, reflektiert das Versagen von Polizei, VS zur rechts-terroristischen Zelle NSU und blickt in die Bandzukunft. Jan indes blickt zurück in die Vergangenheit und stellt – wie in den vorangegangen Ausgaben – jugendliche Ogansiationsgruppen zur NS-Zeit vor. Jan besorgt sich das Buch über die “Leipziger Meuten” und fasst die wesentlichsten Ausmaße dieser jugendlichen Protestform zusammen. Eine länger Passage stellt die “glorreiche Schnapsidee” dar, wie “8 Irre, 7 Konzerte” spielen und was Jan und die Bands ONE STEP AHEAD und SELBSTJUSTIZ dabei erlebten. Die Werke von Autor Gabriel Kuhn wurden im P.t.b.P des öfteren schon rezitiert. Nun hat sich Jan direkt an den Autor gewandt und ihn zu seinen Schwerpunkten Anarchismus, Piraten und Straight Edge befragt. Gabriel liefert gut nachvollziehbare Gedankengänge und Erklärungen zu diesen Themen und betont den sozialen Aspekt seiner Arbeit, da diese “in aktivistischen Kreisen oft übersehen werden”. Gabrielist einerseits stark in den aktivistischen Kreisen verankert, andererseits forsch er gerne und versucht, mit seinen Büchern Hintergrundwissen zu liefern. Hintergründliches aus der Region Sachsen wird vordergründig behandelt, Jan stellt Bands, politische Projekte vor (z.B. das Netzwerk 360 Grad, das kulturelle Vielfalt einzelner Regionen und Stadtteile fördert, alternative, antirassistische, antifaschistische, Kultur, Bildung und Politik unterstützt und offene Angebote schafft). Das  SOOKEE-Inti hätte etwas ausführlicher sein können, da SOOKEE eine Person ist, da sie sich als Rapperin und “Quing of Berlin” sehr viel mit Gender und die Semantik von Worten vor allem im Rap beschäftigt.
Gesamteindruck: Jan ist nicht nur sehr bildungsinteressiert und reisefreudig, er ist auch in vielen antifaschistischen Vereinen und Projekte tätig, befindet sich auf ein unglaublich hohes Handlungsniveau, informiert mit viel Engagement über regionale politische Bands, Projekte und Vereine, schafft es durch seine Fragestellungen, dass die InterviewpartnerInnen sehr viele Einblicke zu politischen Positionen geben und bietet ins einem Planungsprozess und in der Durchführung genug Material für einen öffentlichen Diskurs, die eine intensive Beteiligung der LeserInnen einfordert. Insofern ist das P.t.b.P schon seit einigen Ausgaben keine reines Informationsheft mehr, sondern hat sich zu einem Workshop entwickelt to make Punk a threat again.

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