RENFIELD #27

RENFIELD #27
56 DIN A 5 Seiten;
Renfield Zine, Tim Kegler, Manteuffelstr. 5, 10997 Berlin
renfield-fanzine.blogspot.de
Gary kommt mit dem Vorwort nicht so richtig in Schwung und füllt den Raum mit pseudo- philosophischen Ansätzen die verpuffen wie Worte im Wind. Mit seinem “oktupussierlichen Tarnverhalten” muss Gary aufpassen, nicht gänzlich zu verblassen. Dabei sind es gerade die verschiedenartigsten Projekte, die ihn bis an die physischen wie psychischen Grenzen brachte und Momente des Nichts-Tuns einforderten. Da dürfen auch mal weniger Gedanken Mehr sein und Stimmen im Kopf da sein, die sagen “Hör mal lieber auf mit dem Scheiß!”
Kollege Nussbaum hat keine German Angst und redet mit Jörg Buttgereit über Lust und Genuss, von Wollen, Sollen und Zufriedenheit und über die wilde Reise von Protest und Wut.
Das Renfield-Kollektiv gibt einen alphabetischen Überblick über “die besten Zwei-Mensch-Bands“, wobei recht schnell klar wird, dass es sich hierbei durchaus um einige Fakes handelt. Wichtigere Dinge beschäftigt Jo Strauss, der an in Berlin installierte Parkautomaten festmacht, dass die Stadt stirbt und weiß, dass im Prenzlauer Berg  das gefährlichste ist von einem Kinderwagen überrollt zu werden.
Andi Kuttner ist tief in Melancholie versunken und erinnert sich an seinen Tape-Sampler “Wall City Rock Vol. 1″ und den damit in Verbindung stehenden Erlebnissen aus dem Jahr seines ersten Kohle-Ofens. Gary reist auf Einladung des Goethe-Instituts nach Casablanca, wo bald ein Webradio gemacht wird und ein Erfahrungsaustausch mit den BoulTek-Radiomachern stattfand. Nach so viel Anstrengung erholt sich Gary in seinem Palast, guckt aus der Badewanne Frühstücksfernsehen, bevor eine Power-Point -Präsentation über Berliner Radioprojekten ihn so erschöpft, dass er vom Rest des Tages nichts mehr mitbekommt. Einige Firlefanz-Stories später beendet ein Artikel über das TRIM TAB TAPES-Label das RENFIELD-Repertoire.
Gesamteindruck: Mit Web-Radio und der Vorstellung des Tape-Labels ergeben sich zwei wesentliche Ansätze, die die DIY-Ethik widerspiegeln. Hierauf hätte Gary meiner Meinung nach den Fokus legen sollen, da hier die interessantesten Aspekte verborgen liegen. Zu dieser Ethik gehört sicherlich auch die Arbeit von Jörg Buttgereit, insofern sind das auch die herausragendsten Qualitätsmerkmale. Der Rest vom Schützenfest verblasst wie das oktopussierliche Tarnverhalten.

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