Randgeschichten #14

RANDGESCHICHTEN #14
36 DIN A 5 Seiten; €0.- oder Spende
randgeschichten@gmx.net
Mareike hegt Selbstzweifel, ob ihr RANDGESCHICHTEN-Zine noch einen Sinn hat, fühlt sich beim Heftverkauf wie ein “schmieriger Bauchladenhändler” und beneidet die Menschen, die 3 Ausgaben machen und dann von der Fanzinelandschaft verschwinden. Mareike vergleicht ihr Zine nicht mit einem HC-Punksong, sondern stellt fest, dass es sich zu einer Rockoper entwickelt. Trotz der negativen Ausrichtung hat Mareike noch Motivation, eine Videopremiere beizuwohnen und bereits im Vorfeld zu “THERCKWD ASSOCIATION”- a Skateboard Video” von “vermeintlichen Underground Skaters genervt war, die “mit weiblichem Anhang” auftauchen und die “Tuse” als  “08/15 Durchschnittsfrau” daherkommt, dass sie ihr Rebellentum infrage stellt. Ihre Beobachtung rechtfertigt sie damit, dass sie einerseits andre gern ans Bein pinkelt und andrerseits ihr eigenes Ding durchzieht. Oha, Mareike, selten habe ich so entlarvenden Mist gelesen. Kategorien und Einstufungen nach den Äußerlichkeiten anzustellen, ist an sich schon gefährlich und hat rassistische Tendenzen, weil hier nach festgelegten Merkmale und Verhaltensweisen beurteilt werden, somit eine spezifische Kategorisierung stattfindet, anstatt Menschen als Individuen anzusehen. Diese Art der Kategorisierung dann als “Ich habe halt meinen eigenen Stil und pinkel andere gern ans Bein” zu rechtfertigen, ist umso moralisch bedenklicher, als dass Ignoranz und Ausgrenzung, Stigmatisierung und Etikettierung und die damit verbundene Abwertung ein scheinbares Obrigkeitsgefühl vermitteln sollen. Denk darüber mal bitte nach, Mareike.
Weniger vorurteilsbehaftet ist Mareike beim HC-Konzertbesuch im Tübinger Epple-Haus, wo der Pogo “im Gang” und “Raum für Faxen” blieb. Der schönste Platz ist an der Theke, denkt sich Mareike, als sie ein Konzert von Wölli&Die Band des Jahres besucht und feststellt, dass “man dort freundliche Menschen trifft, die nicht so derbe Punkrock sind”. Warum Mareike immer wieder auch in englisch verfasste Berichte schreibt, hat sie mir mit einer internationalen Ausrichtung des Heftes erklärt. Dieses Mal betrifft es ZSK und ein von ihr besuchtes Konzert im Schweinfurter Stattbahnhof. Mareike stellt das Projekt 31 aus Nürnberg vor und beschränkt die Vorstellung auf das Selbstkonzept von der Homepage, anstatt mit den AktivistInnen in Kontakt zu kommen, was sinnvoller gewesen wäre, um den wichtigen Freiraum vorzustellen. Solidarisch zeigt sich Mareike beim interantionalen Aktionstag gegen Kapitalismus und besucht die Demo in Frankfurt mit einem “Transpi, dass so als Zeichen für Peace stand”, um dann nach einer militanten Aktionsform festzustellen, dass dieses “Transpi” das Signal “für eine Gruppe Sportis” war, an dem sie sich orientierten.
Neben Punk und Politik, ist Mareike auch in Sachen Skateboard unterwegs und berichtet von Locations, Bowls und parks, die sie aufsucht und auf einer “Mini-Tour” kennenlernt. Dazu liefert sie eindrucksvolle Bilder in Aktion.
Gesamteindruck: “Solange ich noch mit einem fetten Grinsen auf’m Skateboard stehe, bin ich weit entfernt, Teil der bürgerlichen Gesellschaft zu werden”, erklärt Mareike und fühlt sich auch am Wohlsten, wenn sie boardet. Dennoch ist das RANDGESCHICHTEN kein Skate-Zine, sondern beinhaltet eine immer durchschimmernde Alltagswahrnehmungs-Kritik an alles, was Mareike stört. Das kommt mitunter sehr überheblich rüber, ist aber zunächst einmal ehrlich, wirkt in der Berichterstattung aber zu diagnostisch und oberflächlich. Eine wirkliche Analyse findet in ihrer Kritik nicht statt. So schreibt sie aus einem Bauchgefühl heraus, was oft zu chaotischen Zuständen führt, die sich erst dann wieder ordnen, wenn Mareike  boardet. Und hier liegen definitiv ihre Stärken.

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