OX #125

OX #125
OX #125

OX #125
148 DIN-A-4-Seiten; € 5,50.- + CD
OX-Fanzine, Postfach 110420, 42664 Solingen
www.ox-fanzine.de
Das OX wird dicker, was unter anderem dem RAMONES-Special und der größeren Schrift in den Rezis geschuldet ist. 40 Jahre nach dem selbstbetitelten Debütalbum der RAMONES finden sich versteckt im Heft mehrere Anzeichen für eine demütigende Annäherung an eine Band, die den "Pop verstanden hat" (Frank Weiffen), die es "präzise auf den Punkt gebracht"(hat), Anke Klau. Doch egal ob "Rocket to Russia" wirklich zu Cover-Ikonen hochstilisiert werden (müssen), ob die vielen Bücher, Dokus und Filme mit und über die RAMONES einzigartig, wichtig oder essentiell sind. Gabba Gabba Hey. One, two three, four!

Das sind 2 der wesentlichsten Merkmal, die im Gedächtnis bleiben. Nicht nur bei den Die-hard-Fans, die im Special auch vorgestellt werden (RAMONES-Fanboys), sondern auch bei all den Bands, die vom simplen, schnellen und eingängigen Sound beeinflusst wurden, nicht nur von all den RAMONES-Epigonen und -Klone. Im Grunde waren die Songs einfache Pop- und Rock and Rollsongs, nur in doppelter und dreifacher Geschwindigkeit gespielt. Einfach (und) genial). Der Schwerpunkt stellt auch die Musiker selbst vor. Allerdings gibt es mit Johnny Ramone eine Re-Print von 1997, ein Artikel über Joey fehlt komplett, dafür liefert Marky einige Statements zu seiner Alkoholsucht und -therapie und CJ Ramone ist immer noch selber Fan und hat sich aus dem hasserfüllten Streit zwischen Johnny und Joey stets rausgehalten, wollte mit seinem Bass-Spiel die Liveshows wieder interessant machen. Bezeichnenderweise haben sich die RAMONES nach ihrer letzten Show nicht mal voneinander verabschiedet: "Dann gingen wir auf die Bühne. Spielten. Gingen runter von der Bühne. Packten unsere Sachen zusammen"; CJ.
Und sonst so? Marion muss die Zwangsneurosen von Tom ertragen, was sie in besonnener Weise auch tut. Alex ist aus der Irrenanstalt entlassen, macht aber noch im Anschluss eine dreimonatige teilstationäre Therapie und fühlt sich bei den Gruppensitzungen wie ein Dreijähriger, der seinen ersten Tag im Kindergarten verbringt, "obwohl er lieber zu Hause bei Mami und Papi wäre". Trösten muss sich auch Kent Nielsen, der immer noch kein Tänzer ist und im Teil 9 vom Liebeskummer berichtet.
Kurz und bündig werden dann Punkbands vorgestellt und interviewt, die es nicht mehr gibt (Jürgen Tonkel und A&P), die immer noch den gleichen, geilen Stiefel spielen (UK SUBS, Johnny Moped) ) oder Bands, die "wie früher" klingen (GIUDA) oder ihren Erfolgen hinterherweinen (RUMBLE ON THE BEACHs "Purple Rain").

Gesamteindruck:

Das aktuelle OX ist eine runde Sache. Das liegt nicht nur an der breiten Themenauswahl zum RAMONES-Special, die auch das Umfeld beleuchtet (Fotografie, Bücher, Film, Museum, Produzent), sondern am redaktionell Inhalt, die dieses Mal Bands präsentieren, die mir beinahe komplett allesamt auch persönlich gefallen (DAG NASTY, FACE TO FACE, HUMAN ABFALL, JOHNNY MOPED, PEARS, U.K. SUBS...).
Alter und neuer Punkrock nebeneinander. Das ist ein großer Lesespaß und gewissermaßen ein Beleg für ein lebendiges Genre, das nicht mehr nur für Insider oder Freaks ausgerichtet ist, das sich durch eine enorme stilistische Vielfalt auszeichnet, die das OX aber leider auch in dieser Ausgabe auf die musikalischen Merkmale reduziert. Was fehlt ist die drastische Ausdruckswut, der offensive, kontroverse Kampf beim Schreiben, was sicherlich einen Perspektivwechsel eröffnen würde. So wirkt das OX immer noch wie ein Fanzine, ein Zine von Musiknerds und -fans für ebensolche, die unreflektiert die Musik/das Produkt konsumieren.

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