TRUST #177

TRUST #177
TRUST #177

TRUST #177
68 DIN-A-4 Seiten; €2,50.-
Trust Verlag, Dolf Hermannstädter, Postfach 110762, 28087 Bremen
www.trust-zine.de
Dolf gewöhnt sich daran, dass Heft schon dreißig Jahre zu machen, liest aber auch offensichtlich den SPIEGEL und kommentiert gesellschaftliche und wissenschaftliche Artikel im selbigen Magazin.

Jan Röhlk vermisst die Leidenschaft, die Kritik, die Haltung und wundert sich darüber, dass mensch doch  nicht alles "geil" finden kann, wenn die Punk-/HC-Musik von heute doch immer noch im gleichen Rahmen wie früher stattfindet und wünscht sich mehr Drama und Innovation. Im Verlauf seiner Kolumne analysiert er die Underground-Musikkultur von Post-Punk und Techno, vergleicht diese mit Punk und HC und knüpft sich dann auch noch Patti Smith, den Papst und Grönemeyer vor, um Widersprüche sichtbar  zu machen.
Mika erforscht und entdeckt Myanmar Punkrock, taucht ein in die Wirkungsfelder und den abweichenden Verhältnissen, die ein musik- und kunstübergreifendes Netzwerk notwendig machen, in dem neben Punk/HC auch Hip Hop-Artists, KünstlerInnen Realisierungsmöglichkeiten bekommen und einen legalen Raum bekommen, sich auszudrücken.
Im Teil 1 des Schwerpunktes "Shop 'till you drop" setzen sich Sabrina Schramme und Jonas Schmeinck kritisch mit Konsum auseinander, analysieren ethische und moralisch vertretbare Arbeitsbedingungen, soziale, politische und ökonomische Nachhaltigkeitsaspekte und benennen Alternativmöglichkeiten zum "besseren" Konsum und konstatieren, dass es "gar nicht möglich ist, völlig ethisch korrekt zu konsumieren" (dem ich widerspreche). In ihrer Nachforschung greifen sie auf viele Quellen, aber auch auf bekannte Schlussfolgerungen zurück: Bio ist nicht immer gleich Bio/besser (es geht um Masse, um Profit: Biotechnologie=Gentechnologie), veganer Konsum ist nicht nachhaltig (z.B. Produkte, die zwar ohne Tier, dafür aber mit bedenklichen Folgen für Umwelt, Klima und Gesundheit daherkommen: genverändertes Soja, Palmöl....). Ein wichtiger Aspekt zum "besseren" Konsum ist Nachhaltigkeit. Darauf zu achten, regionale und saisonale Produkte zu kaufen. Regionalität und Saisonalität sind wichtige Kriterien, will man seinen Einkauf nicht bloß vegan, sondern wirklich nachhaltig gestalten. Denn alles, was nicht aus der Region kommt, muss mit großem energetischen Aufwand und entsprechenden CO2-Emissionen herbeigeschafft werden. Und was wir hierzulande außerhalb der jeweiligen Saison produzieren oder essen, muss mit viel Aufwand beheizt oder gekühlt werden. Was nützt es guten Gewissens Bio-Tomaten aus Spanien zu kaufen, wenn mensch diese auch hier auf dem Wochenmarkt kaufen oder besser: selbst anbauen kann.
Im Musik-Bereich gibt es Interviews mit CROWSKIN, die "lustig, offene" Menschen sind und böse, ernste Musik machen, was kein Widerspruch darstellt, sondern ein Ausgleich, um die Welt im Gleichgewicht zu halten.
Jason Honeas (u.a. SOCIAL UNREST) Stations of life werden reflektiert, WALK THE PLANK wissen, dass Punk von Natur aus politisch orientiert ist, "indem er sich mit der Welt um sich herum befasst". Und Stone fragt BLIND IDIOT GODs Andy Hawkins, wie es ihm so geht, mit wem die Band befreundet ist.

Gesamteindruck:

Der Schwerpunkt zum kritischen Konsum befasst sich mit wissenschafts-theoretischen Aspekten zur ökonomischen und sozialen Nachhaltigkeit. Im Fokus stehen Bio-Siegel, Fair Trade-Konzept, Veganismus. Sabrina und Jonas verfolgen bei der berechtigten Kritik leider nicht konsequent den aufgegriffenen Aspekt vom alternativen Konsum. Hierzu gäbe es eine Vielzahl an Möglichkeiten, wie wir praktisch und unmittelbar einen Beitrag leisten können, den kapitalistischen Markt zu beeinflussen. Wie wir Lebensmittel selbst produzieren, mit anderen teilen oder unseren Einfluss geltend machen können (Containern, Grüner Strom, Food-Coops, Konsumieren ohne zu besitzen, Guerilla Gardening, Wiederverwertung statt Neukauf, Tauschkreise, Umsonstläden etc.). Praktische Alltags-Tipps und Anleitungen, wie wir Lebensmittel in Gärten (biovegan), auf Balkone produzieren können, Kleidung selber machen etc. Diese Aspekte entsprächen eher dem DIY-Anspruch und der TRUST-Ideologie und böten den LeserInnen anwendbare Strategien und umsetzbare Handlungsmöglichkeiten. Mir fehlen praktische Aktionsideen zum kritischen Konsum. Dafür bieten die AutorInnen Einblicke ausführlich Gründe, unsere Einkaufsgewohnheiten zu hinterfragen und über Produktionsbedingungen und Herkunft der Produkte nachzudenken.

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