Gleichwohl das Redaktionskollektiv deutlich macht, "keinen Anspruch(auf)einen vollständigen Überblick anarchistische(r) Perspektiven auf Essen vorzulegen", wundert es mich schon, dass neben Vegananarchismus und Fleisch als Warenform keinerlei weitere Aspekte berücksichtigt werden und das Thema sehr verkürzt dargestellt wird. So wird bspw. nicht auf das „Containern“ oder auch „dumpster-diving“ eingegangen. In diesem Kontext wäre eine politische Vermittlung des Containers aufschlussreich gewesen und wie systematisch die Selbstversorgungsfähigkeit der Menschen mit Essen zerstört worden ist. Fragen wie welche Freiheiten bringt ihnen ihr selbst gewähltes Leben und wo stoßen sie auf gesundheitliche, soziale und politische Grenzen könnte auch eine berechtigte Kritik an die Lebensmittelindustrie und an das eigene Konsum- bzw. Nahrungsverhalten offenlegen. Auch Freeganism ist ein interessanter Ansatz aus einer anarchistischen Perspektive, die aufzeigt, dass die Hauptmotivation nicht aus der finanziellen Not entsteht, sondern der bewusste Boykott eines Wirtschaftssystems ist, das aus Profitgier ethische Gedanken missachtet und Land, Tiere sowie Menschen ausbeutet. Für eine anarchistische Streitschrift hätte ich mir eine umfassendere Themenvielfalt gewünscht, welche theoretische und praktische alternative Möglichkeiten zu Nahrung/Konsum/Wegwerfgesellschaft vorstellt.