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NOFX - First Ditch Effort

NOFX - First Ditch Effort
NOFX - First Ditch Effort

NOFX

First Ditch Effort LP/CD
Fat Wreck Chords
Fat Mike hat sich mit sich selbst auseinandergesetzt. In einer offenen und ehrlichen Art und Weise verzichtet Fat Mike auf die Provokationen und Sarkasmus, die er und NOFX bislang auszeichneten und reflektiert den Drogenkonsum in der Vergangenheit.

Schlagzeuger Erik "Smelly" hat sich maßgeblich am Song "Six years on dope" eingebracht und bereut die Drogenvergangenheit, den Heroin-Konsum, der ihn zu einem Wrack gemacht hat: „I was a human trash can, shortening my lifespan"! Und Fat Mike singt im Song "California drought" reumütig, dass Kokain ihn beinahe wahnsinnig hat werden und austrocknen - auch im Sinne von lebensmüde - werden lassen. Diese Reumütigkeit und Reflexion äußerer Einflüsse wird zudem im eingängigen "I don't like me anymore" aufgegriffen. Nun, sind NOFX altersweise und endlich "erwachsen" geworden? Auffällig ist, dass sie mit diesem Album einen anderen Weg beschreiten. Vielleicht einen Neuanfang. Denn auch im alltäglichen Leben wird es Situationen geben, wo mensch zu zweifeln anfängt, ob die eigenen und die moralischen Vorstellungen der Eltern, FreundInnen, Gesellschaft wirklich richtig und unterstützenswert waren und sind. Mensch kann auch behaupten, dass die Geister, die in der Vergangenheit heraufbeschwört wurden, die Ängste und Zweifel, sich nun anfangen aufzulösen. "First ditch effort" ist gekennzeichnet von einer moralischen Selbstgeißelung, einem Werte-Baukasten, der ausreicht, um die Momente des Trauerns (Verlust von einem Freund im Song "I'm so sorry, Tony"), des Verzeihens und Aufarbeitens in einem ungewöhnlichen und ungewohnten düsteren und dunklen Grundrhythmus auszudrücken, der im Übrigen vom Produzenten Cameron Webb hervorragend eingefangen wurde. Der Ausdruck von Melancholie, Trauer und Erneuerung liegt oftmals bleiern auf die Melodieführung, die El Hefe und Eric Melvin extrem engmaschig halten und weniger auf die üblichen Melodic Punk-Strukturen zurückgreifen. Der dunkle Grundton entwickelt aber auch eine ganz neue Dynamik, die die Songs prägt. "Moral" zu dekonstruieren, analysieren und neu synthetisieren. Auf dieser Stufe wird es möglich, sich aus dem "Baukasten" zu bedienen, um eigene Konzepte kreativ zu gestalten. Ergebnis ist ein vielschichtiges und vielseitiges NOFX-Album, was es in dieser Form noch nicht gegeben hat. Und mit "Generation Z" widmet Fat Mike seiner Tochter ein Lied, in dem die 11jährige Darla auch mitsingt. Die väterliche Sorge, in welcher Welt die heutige Generation aufwächst führt auch dazu, auf das Jetzt fokussiert zu sein. Ein ganz starker Song, der zum Ende hin Gänsehaut verursacht. "Gneration Z", die letzte Generation auf der Erde? Der apokalpytische Blick und das düstere Endzeitstimmung-Szenario wirft Fragen der Unsicherheit, der Ungewissheit, aber auch der Herausforderung auf. Die Welt ist im Umbruch. NOFX auch. Angekommen in der Post-Moderne, was ganz neue Möglichkeiten eröffnet. Ich hoffe, dass NOFX diese weiterhin so konsequent umsetzen wie auf "First Ditch Effort". Der Albumtitel und das Konzept ist womöglich ein Auftakt, neue Horizonte aufzutun. Denn das hat auch den Effekt, dass ich Menschen anregen will, selbst über sich und die Welt nachzudenken - ihnen Mut mache, ihr Leben und Denken - jenseits von Fremdbestimmung - selbst zu gestalten. NOFX sind im (Reflexions)Prozess und der ist auch nach dem 13. Album nicht abgeschlossen.

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