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Emily Pollution

Emily Pollution
Emily Pollution

Emily Macgregor, auch bekannt als Emily Pollution, ist Punk und ein alt. Model aus Schweden mit der Vorliebe für Fetische. Emily mag Tiere und liebt die Natur. Im Interview äußert sich Emily zu Schönheitsidealen in der Modelwelt und erklärt, ein alt. Model zu sein, sei nicht anti-feministisch...

«I wanted to become an alternative modell because I hate all the ideals in the modelworld. I think that every person are beautiful in their own way. So you don't have to be a "skinny blond" to become something. Be who you are, and show it. And don't let anyone tell you what you can or can't do.»

Emily, die Modelwelt idealisiert das Maß aller Schönheit. Das führt zu Stigmatisierungen und Ausgrenzungen. Wie gehst du als Model mit diesem Bodyismus um?
    Nun, ich denke, die Modellwelt kann in vielen Aspekten grausam sein. Aber was großartig am alternativen Modeln ist, dass es größtenteils akzeptiert ist, egal welche Größe du hast. Ich selbst bin nicht super dünn. Aber solange du deinen eigenen Stil hast, ist das ist okay. Du musst nur selbst akzeptieren, wer du bist und herausfinden, wie du dich am wohlsten fühlst.
Ich hatte bislang nie das Gefühl, dass ich von einem Shooting oder einer Show ausgeschlossen worden bin, weil ich so aussehe, wie ich aussehe, aber ich kann mir vorstellen, dass viele Models von dieser Art von Stigmatisierung betroffen sind. Es ist viel tougher in der Modewelt denn in der alternativen Welt.

Welche Auswirkungen hat es, den Modeljob zu idealisieren?
    Ich glaube nicht, dass es mich so sehr beeinflusst. Designer wählen meistens Modelle, die viel Erfahrung haben und nicht wegen ihrer Größe ausgewählt werden. Wenn du keine Erfahrung hast, wirst du beim Casting ausgeschlossen. Und das ist ein ziemlich guter Grund, ausgeschlossen zu werden, weil ich verstehen kann, dass die Designer das beste Model wollen, um ihr Produkt zu präsentieren.
So gibt es eine Menge von alternativen Modedesignern, die alle Größen wählen, was ich großartig finde!
Es könnten meiner Meinung nach jedoch ein bisschen mehr Skinny-size-Mädchen in der Latex-Mode-Industrie arbeiten.

Was für Werte möchtest du als Model denn vermitteln?
Ich möchte, dass die Leute verstehen, dass das, was wir tun, professionell ist. Und die meisten Bilder sind im Foto-Shop und andere Programme bearbeitet. Models haben nicht immer die perfekte Haut oder perfekte Oberschenkel. So vergleiche dich nicht mit einem Bild, weil du perfekt bist, so wie du bist.
Ich möchte auch Respekt verbreiten. Ich möchte, dass die Menschen in der Lage, sich gegenseitig zu akzeptieren, wer sie sind und aufhören, andere zu beurteilen, bevor sie überhaupt mit der Person gesprochen haben.

Als Model hast du nichts geleistet, außer schön zu sein. Die meisten Models finden das und die Oberflächlichkeit auch noch toll. Was hast du für Erfahrungen gemacht?
    Nun, wir alle sind mal irgendetwas angefangen. Ich habe nie gedacht, dass ich mal ein Model werden würde, als ich noch ein kleines Mädchen war. Alles hat damit angefangen, als meine Freunde und ich uns verkleideten und nach draußen gingen, um Fotos von jedem anderen zu machen. Ich habe immer das Make-up aufgetragen, haha!
Und dann erkannte ich, dass ich es toll fand, als ich mich in der Kamera sah, und ich fühlte mich wirklich gut, was ich tat. Später haben mich Fotografen kontaktiert und fragten mich, ob ich mir vorstellen könnte, ein Shooting zu machen. Also sagte ich zu!
Und dann ging das so weiter, jetzt schon ein paar Jahre. Meine Bilder haben sich verbreitet und Zeitschriften wie auch Designer begannen, mich zu kontaktieren. Ich war auch schon in ein paar Musikvideos zu sehen. Im Juli war ich bspw. auch in einem neuen Musikvideo der schwedischen Punkband TROUBLEMAKERS zu sehen(1).
Ich würde neue Models empfehlen, sich vor einem Spiegel zu stellen und ein paar Posen in einem guten Winkel auszuprobieren. Verkleide dich mit ein paar Freunden und macht ein paar Fotos von euch oder macht Videos und schaut euch euer Gangbild an oder wie ihr vor der laufenden Kamera rüberkommt. Und dann kannst du dich für ein „TfP-Shooting“(2)entscheiden. Für Einsteiger-Models ist das ein guter Weg, an Shooting-Erfahrungen und an gute Bilder zu kommen, und für Fotografen ist es eine Möglichkeit, ohne Zahlung eines Modelhonorars bestimmte Ideen umzusetzen. Wichtig ist, darauf zu achten, dass beide Seiten etwas von dem Shooting haben. Ein erfahrenes Profi-Model wird kein TfP Shooting mit einem Fotoamateur machen und ein professioneller Fotograf wird nur im Ausnahmefall ein honorarfreies Shooting mit einem unerfahrenen Model machen. Im besten Fall ist es ein Einstieg in die (alternative) Modelwelt, dass deine Chancen verbessert, gebucht zu werden.

Hat sich dein Modegeschmack durch das Modeln verändert?
    Haha, vielleicht ein bisschen. Ich habe von den Designern eine Menge kostenlose Model-Sachen geschenkt bekommen. So Dinge, die ich mir nicht leisten kann wie teure Korsetts und so. Diese habe ich bereits oft und gerne getragen. Aber der Punk-Stil hat mich schon immer begleitet. Seit ich ein Kind war, habe ich eine Vorliebe für ausgeflippte Sachen. Darüber hinaus mag ich auch ein bisschen den Psychobilly-, Gothic und den Deathrock-Style. Die Mischung macht's. Im Sommer liebe ich es, die Bohèmian Art mit Punk zu mischen und kombiniere Kleidung mit geometrischen Muster, Totenschädel, Ketten. Ich mag diesen Crossover-Style, auch wenn ich im Herzen immer dem Punk am nächsten bin.

Was qualifiziert dich denn für diesen Job? Reicht es aus, sich die Haare zu färben und sich zu tätowieren?
    Nein, ich denke nicht, dass du dich dafür qualifizieren musst. Du musst lediglich dazu in der Lage sein, dass Produkt des Designers als Model zu präsentieren oder die Idee, die der Designer hat, umsetzen zu können und auch auszudrücken. Das kann jeder lernen, aber es braucht ein wenig Zeit und auch Praxiserfahrung, um das auch professionell machen zu können. Auch wenn ich mir die Haare färbe und tätowiert bin, und dass der Grund ist, warum ich gebucht werde, muss ich auch professionell sein, in dem was ich tue.


Du hast dich als Fetischmodel spezialisiert. Wie beurteilst du in diesem Zusammenhang die Aspekte sex sells und Selbstverwirklichung?
    Ein Fetischmodel zu sein kann auch manchmal frustrierend sein. Ich liebe Latex, Leder, Korsetts und High Heels. All dies, und noch mehr natürlich, ist mit Sex verbunden. Selbst, wenn du nur das entworfene Latex-Kleidungsstück präsentierst, wirst du doch als erotisches Model wahrgenommen und dabei steht dein Aussehen im Vordergrund, nicht das Produkt, für das du eigentlich werben sollst. Die Leute verbinden mit dem Latex-Kleidungsstück also mein Geschlecht und reduzieren mich auf ein Sex-Symbol.
Und sexy Bilder verkaufen sich immer besser, als ein künstlerisches Bild, wobei sich das nicht ausschließen lässt. Aber wenn die primitiven Instinkte angesprochen werden, ist es egal, ob das Bild einen künstlerischen Anspruch hat, es ist dann eben nur das sexy Mädchen in einem sexy Outfit, was gesehen wird. Aber ich bin nicht in irgendeine Weise daran interessiert, berühmt zu werden oder daran, so viel wie möglich zu verkaufen. Also ich bevorzuge Projekte, die ein bisschen kreativer sind als nur mich sexy - im Sinne von erotisch - darzustellen. Ich denke, es ist wichtig, dass du wirklich darüber nachdenkst, welchen Job du annimmst und was du wirklich tun willst. Es ist wichtig, dass du dir vorher sicher bist, keine deiner Arbeiten im Nachhinein zu bereuen.

Als Model bist du auch ein Statussymbol, beschränkt auf das Äußere. So wirst du präsentiert. Was empfindest du, wenn du auch als Objekt vieler Männerfantasien herhalten musst?
    Natürlich kann es manchmal frustrierend sein. Einige Leute finden meine Bilder sexy. Und ich finde das auch in Ordnung, denn ich finde Sexualität im Sinne von Angenommensein, Zugehörigkeit hat eine tiefere Bedeutung. Körperlichkeit ist ja auch beim Modeln ein wichtiges Thema. Aber ich habe was dagegen, wenn man mich als Objekt reduziert. Es ist immer schwer zu wissen, wie die Leute auf meine Arbeit reagieren. Einige Leute sehen mehr als nur ein sexy Bild, sie sehen die Kreativität und die harte Arbeit hinter den Bildern. Und einige Leute sehen nur ein sexy Mädchen, das aufreizend posiert. Aber ich mache keine Shootings, nur um sexy zu sein oder so zu wirken. Das ist nicht meine Art von Arbeit.

Warum ist für dich der Modeljob nicht anti-feministisch?
Ich denke, es ist eines der feministischsten Dinge, die du tatsächlich tun kannst. Du hast die Kraft und die Möglichkeit, das zu tun, was immer du willst. Es ist nur deine Phantasie, die dich wirklich stoppen kann. Ein alternatives Model ist kein herkömmliches Model. Das herkömmliche Modeln ist in der Tat antifeministisch. Viele Modemodelle tragen zum negativen Image der Mädchen bei. Es gibt genügend essgestörte Models, die an Bulimie oder Magersucht leiden, die auf eine krankhafte Art und Weise auf ihr Gewicht achten, um als ästhetisches Ideal angesehen zu gelten. Als alternatives Modell kann ich eine Stimme für die Frau auf der ganzen Welt sein. Ich bin nicht super dünn und in keinster Weise perfekt.
Ich glaube, dass wenn du ein Modell werden willst, kannst du das auch sein und schaffen. Egal wie du aussiehst oder was für einen Körper du hast. Und als Feministin tue ich das Modeln für mich, weil ich das will. Ich glaube, es ist eher antifeministisch, ein Teil vom patriarchalen System zu sein, als dagegen zu widersprechen. Aber ich finde, dass Körperpolitik und Feminismus bzw. Antifeminismus sehr zusammenhängen. Dem liegt immer auch ein gewisser Frauenhass zu Grunde. Zu denken, dass der Körper einer Frau etwas ist über das ich urteilen darf. Nein, das ist nicht in Ordnung.

Okay, Emily, kommen wir zu einem ganz anderen Thema...du liebst die Natur und Tiere. Wie drückt sich das auf deine Lebensweise aus?
    Yeah, ich denke, das ist ein bisschen anders in der Modelwelt. Ich war schon immer ein echter Natur- und Tier-Nerd. Als ich 7 Jahre alt war, lernte ich alle verschiedenen Vögelgesange.
Wenn ich nicht in der Nähe von Natur bin, werde ich immer latent depressiv. Ich muss in der Nähe des Waldes sein, um in meinem täglichen Leben zu funktionieren. Die Verbindung zur Natur hat mein Leben und meine Lebensweise beeinflusst. Ich weiß, dass das Leben wertvoll ist, das geschützt gehört und wir müssen dafür sorgen, dass das so bleibt. Das bedeutet auch, dass ich grundsätzlich zu jedem erst einmal freundlich bin. Freundlich zu sein erlaubt es uns, besser zu kommunizieren, mitfühlender zu sein und außerdem eine positive Kraft im Leben anderer Menschen zu sein. Ich versuche, mein Gegenüber zu akzeptieren, so wie er/sie ist und ich versuche, so viel wie möglich zu helfen. Es gibt nichts reineres und gütigeres als Tiere, also warum sollten wir es nicht selbst auch sein?
Ich versuche auch so gut es geht, meinen ökologischen Fußabdruck möglichst klein zu halten. Wenn ich reise, pflanze ich immer einen Baum, um meinen CO2-Ausstoß zu kompensieren.

Du stylst dich gerne als Mohawk-Punk. Geht es dir hier auch eher um Ästhetik als um die Konfrontation mit gesellschaftlichen Tabus?
    Ja, ich will nicht aussehen, wie die Norm es vorgibt. Ich will mich mit meinem Style ausdrücken und von der Norm abweichen. Wenn sich davon jemand angepisst fühlt, ist mir das egal. Ich mache mir aber auch keine Gedanken darüber, wie mein Aussehen, mein Style mein Leben beeinflusst.

Du gehst ja auch auf das REBELLION-Festival. Was macht dieses Festival für dich so reizvoll: eine Art Treffen für Freunde oder eine Selbstinszenierung-Show?
    Das REBELLION-Festival ist eines der besten Festivals, das ich je in meinem Leben besucht habe. Was mir am meisten gefällt, ist, dass hier so viele verschiedene Menschen und Charaktere zusammenkommen. Ein friedliches Miteinander. Ich habe auf dem Festival einige meiner besten Freunde kennen gelernt. Es ist schon wie ein Familienfest. Wir passen aufeinander auf, kümmern und helfen uns gegenseitig. Und natürlich ist das Lineup eine Augenweide. Dieses Jahr ist es ein besonderes Rebellion-Fest gewesen. Es war das 20jährige Jubiläum mit einem massiv guten Lineup. Bands wie SUBHUMANS oder THE ADICTS sind immer ein Garant für tollen Punkrock. Aber dieses Jahr habe ich Bands gesehen, die ich immer schon mal sehen wollte, aber noch nie gesehen habe: Steve Ignorant, Descendents, Dictators NYC und The Adolescents. Großartig!

Du hattest ja vor Kurzem deinen letzten Schultag. Was hast du für Pläne, Wünsche und Träume?
    Ich möchte eines Tages Zoologin werden. Dafür muss ich erst ein Biologiestudium mit entsprechender Spezialisierung machen, um anschließend in der Zoologie zu arbeiten. Es sind viele Semester notwendig und dauert entsprechend lange. Mein größter Traum ist die Arbeit mit und die Forschung über große Katzen in freier Wildbahn. Ich hoffe, eines Tages ein Forscherteam besuchen zu können.
Ich habe mich in der Universität eingeschrieben, die im August dieses Jahres begonnen hat. Das bedeutet aber auch, dass ich vermutlich für eine Weile nicht modeln werde.

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