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Es geht um die Vurst

Nein, liebe Leute, das ist kein Schreibfehler. Glaubt mensch aber Ernährungsminister Christian Schmidt, dann wird es allerhöchste Zeit, irreführende Bezeichnungen bei vegetarischen/veganen Produkten zu verbieten. Ein Schnitzel soll schließlich ein Schnitzel bleiben. Wo kämen wir denn hin, wenn ahnungslose Menschen anstelle ihres geliebten und gewohnten flach gekloppten Kadavers zu Hause feststellen müssen, dass es sich hierbei gar nicht um ein echtes fleischhaltiges Produkt handelt, sondern um ein pflanzliches? Vegetarisches Schnitzel?

Für Schmidt und die Fleischlobby ein Grund, nach Brüssel zu ziehen und für klare Verhältnisse zu sorgen, denn: Ein Schnitzel ist schließlich ein Schnitzel und darf nicht mit Zusätzen (vegetarisch/vegan) für die KonsumentInnen irreführend bezeichnet werden. Und wo kein Fleisch drin sei, solle auch nicht so getan werden. Vegane Burger, vegane Medaillons, vegane Schnitzel, vegane Bratwurst....alles keine Frage des Geschmacks, sondern der Kennzeichnung? In der Tat gibt es bislang mitunter sehr seltsame Kennzeichnungen, die sich aber bereits in weiten Teilen sehr wohl und bewusst von fleischhaltigen Produkten abgrenzen. So gibt es - und das ist von der Namensgebung mein Favorit - beispielsweise Bio VLEISCHSALAT vom Tofutier von Viana. Das finde ich sehr kreativ. Allerdings frage ich mich, was ein Tofutier sein soll. Wie sieht es aus? Wo lebt es? Ist es scheu? Kann ich es anfassen und streicheln? Was für Laute macht so ein Tier? Dann gibt es ja auch noch Keese von Granovita, Vegi-Bratstück von Wheaty, Velami (wie Salami, Aufschnitt von Hobelz). Schluss also mit Soja-Hack, Mini Frikadellen (Sojafit), vegane Wurst, veganes Schnitzel etc. Ein V vor dem Produktnahmen (wie die Veganblume oder Veggie im Sinne von vegetarisch) könnte doch für Ruhe sorgen: Vurst statt Wurst, Vleischsalat statt Fleischsalat, Vöner sattt Döner, Velami statt Salami. Gut, bei anderen Produkten wie Schnitzel ginge das mit dem "V" nun nicht, aber dass muss ja nicht meine Sorge sein. Für mich am Einfachsten zu erkennen, ob ein Produkt fleischlos ist, wäre eine einheitliche Kennzeichnung wie die vegane Blume.

Veganblume
Veganblume

Um sicher zu sein, dass ein Produkt wirklich vegan ist, empfiehlt es sich deshalb, auf das Vegan-Siegel der Vegan Society zu achten. Die Vereinigung wurde 1944 von Donald Watson, einem der ersten offiziellen Veganern, als erste vegane Bewegung gegründet. Das Vegan-Logo wurde 1990 eingeführt, um einen Überblick über die immer öfter als vegan bezeichneten Nahrungsmitteln und Kosmetikartikeln zu geben.
Diese Garantie macht es mir leicht, auf Tierleidsprodukte zu verzichten, ganz egal wie diese auch heißen mögen.
Der eigentliche Grund hinter der ganzen Diskussion ist sicherlich der, dass die Fleischindustrie zunehmend Angst bekommt, KundInnen zu verlieren, die nicht nur aus "Versehen" zu pflanzlichen Produkten greifen, sondern sich gänzlich von Tierleidsprodukten verabschieden könnten.
Die Folge der Diskussion um richtige Adressierung der Fleischalternativen kann neben eine gesetzlich geregelte einheitliche (N)EU-Regelung auch sein: selber machen und kreativ bleiben. Das ist gar nicht so schwer und erfordert je nach Lebensmittelprodukt auch wenig bis mittel schwere Aufwände in der Zubereitung.
Letztendlich ist eine vegane Lebensweise in erster Linie eine persönliche und private Angelegenheit. Das bedeutet auch, dass ich selbst entscheide, was ich esse und wie ich es nenne...Hauptsache, es ist tierleidslos.