TRUST #182
68 DIN-A-4 Seiten; €3,00.-
Trust Verlag, Dolf Hermannstädter, Postfach 110762, 28087 Bremen
Dolf fehlt die Lust und der Spaß und ist auf Impulse von Außen angewiesen. Jan nähert sich Trump's Narzissmus und hatte vor, ein Selbstinterview zu machen, gibt aber wieder einige Hinweise zu Ursprünge von Punksongs im medialen Kontext und grabt dieses Mal auch Oldies aus der Kiste aus, die von Punkbands gecovert wurden, nicht ohne anzumerken, Gesamt-Ausgaben seiner Lieblings-Theoretiker zu erwerben, wenn er denn nicht vor der Flimmer-Kiste hockt und Meuterei auf der Bounty oder Die Nackte Kanone schaut.
Al Quint schreibt seit den 80er Jahren für das MRR, hat das Suburban Voice Fanzine produziert und macht eine Radio Show. Jan Röhlk interviewt ihn zu diesen Stationen. Al ist nicht nur Zeitzeuge historischer Ami-Punk/HC-Bands, sondern war auch Teil der Boston-Crew und schwärmt von einer einzigartigen Zeit, die einen großen Einfluss verübte und ihm einen Korsett an Werten verpasste. Sind wir nicht alle irgendwie kalte Kinder? Lars Schubach befragt COOL KIDS, die Assoziationen zum Bandnamen liefern. Hobel ist es wichtig, "dass der klassische Lebenslauf mit Arbeit, Haus, Ehe, Kind&Tod keine alternative Angelegenheit ist". Kollege Volvo gibt zu, Hobels Texte nicht zu verstehen, die von Schmerz geprägte Phasen handeln und Flutschi wünscht sich zu Weihnachten, seinen Eltern zu erklären, was sie da eigentlich machen,
TEN VOLT SCHOCK stecken mit KURT unter einer Decke und plaudern über Touren, "Konsensbands" und was sie mit ihren Texten ausdrücken wollen (gähn!).
Luk Haas arbeitet sich "den Arsch ab", um mit bewaffneten Guerillas zu verhandeln, "damit wir einen Zugang zu dem vom Krieg zerrütteten Gebieten in Afghanistan und dem Irak zu bekommen" und versucht dabei, nicht umgebracht zu werden und den gesunden Menschenverstand zu behalten. Dabei hilft Punkrock, den Luk 1983 in Polen entdeckt hat und in viele (exotische) Länder reist, um Punkbands für sein Label TAM 89 Records zu supporten und in die Untergrund-Szenen des bereisten Landes einzutauchen. Falk Fatal bleibt lieber an der FRONT. Nachdem der einjährige Fronturlaub beendet ist, probt die Band fleißig neue Lieder. Falk kann auch ohne Sid Vicious-Starschnitt im Zimmer als Punkfan in Wiesbaden leben und hält mit Freunden wie Alex Gräbeldinger und Mika Reckinnen Lesungen vor 7 bis 70 ZuhörerInnen. Gunnar von GUNNER RECORDS plaudert über Ambitionen, Abhängigkeiten, Verlustängste, einen Masterplan, bevor Claas Reimers GUNNER RECORDS-Bands wie BUG ATTACK, NO WEATHER TALKS, COLD COLD HEARTS, WOLVES&WOLVES&WOLVES und DIE BULLEN interviewt.
Gesamteindruck:
Mit Luk Haas und dem GUNNER RECORDS Special gibt es zwei wesentliche Lese-Highlights, die den üblichen Musik-Standard-Interview Rahmen sprengen. Gerade Luk ist ständig in Konfliktgebiete unterwegs und erlebt das Chaos in der Welt hautnah mit, wenn Menschen im Krieg ihre Moral fallen lassen und Verbrechen begehen. "Du kannst nie irgendetwas für gegeben hinnehmen. Genieße jeden Tag, habe Spaß und sei gut zu anderen!" Ja, liebe Gemeinde, auch das will Punk: eine glückliche Beziehung. Wenn du aufhörst, dich selbst ständig zu zerstören und fertig zu machen, hast du mehr Raum für Humor, Spaß als Mittel, um "rumzulabern und andere Leute anzupissen!" Immer schön zynisch bleiben!