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Verzweiflung, Lügen und Gewinne

Wenn der amerikanische Präsident noch vorm Aufstehen aus dem Bett seine Kommentare in die Zwitschermaschine einpflegt, dann hat das enorme Auswirkungen. So hat eine US-Technologie- und Marketingfirma sich das Programm "Trump & Dump", so viel wie "Trump & Abstoßen", ausgedacht.

Das Programm prüft, ob in Trumps Kurzbotschaften börsennotierte Firmen vorkommen und ob das in einem positiven oder negativen Zusammenhang geschieht.
Indirekt steigert Trump also mit negativen Schlagzeilen den Marktwert von Firmen wie der Baustoffkonzern HeidelbergCement, der vom Plan profitierte, die USA mit einer hohen Mauer von Mexiko abzuschotten.
Das ist schon grotesk genug, mensch muss aber wissen, dass eben dieses Vorgehen ein probates Mittel in der Medienwelt ist. Medienhäuser und Zeitungsverlage sind in der Regel keine gemeinnützigen Organisationen, sondern profitorientierte Wirtschaftsunternehmen. Das bedeutet: Je mehr verkauft wird, desto besser. Wenn Trump bestimmte Herkunftsländer von MigrantInnen als "Drecksloch-Staaten" bezeichnen haben sollte, wäre das eine rassistische Äußerung, die große Aufmerksamkeit nach sich zieht. Auch Afd-PolitikerInnen twittern/äußern rassistische Kommentare, provozieren, relativieren und verschaffen sich Aufmerksamkeit. Spekulative Wahrheiten und Finanzspekulation. Wie geht das zusammen? Viel hängt davon ab, was unter Spekulation verstanden wird. Der Katechismus der katholischen Kirche etwa erklärt: "Spekulation, durch die man Preise für Güter künstlich steigert oder senkt, um daraus zum Schaden anderer Gewinn zu ziehen". Wenn Trump oder AfD-PolitikerInnen wie von Storch, Weidel, Gauland, Höcke rassistische, antisemitische Kommentare in die Welt posaunen, ist das ein ethisch-moralisches Vergehen, das damit zugleich das Wohl eines anderen Menschen abspricht. Genauso ist Spekulation falsch, die nur darauf beruht, Unwahrheiten zu verbreiten, Gerüchte auszustreuen. Solche Fälle haben also Einfluss, was mensch (an der Börse) kauft oder verkauft und zwar im Hinblick auf durch angeblich Wissen, Erfahrung und Marktsignale begründete Zukunftserwartungen. Grundlegende Fehlurteile basieren zu großen Teilen auf spekulative Schätzungen. Und die Entwicklung des Wirtschaftsprozesses wird von Lügen, Unwahrheiten und Diebstahl vorangetrieben. Es ist paradoxerweise nicht die Wall Street, es sind nicht die großen Banken, die die Menschen für ihre sozialen Schieflage verantwortlich machen. Sondern die anderen, die Fremden, die Muslime, die Mexikaner, die MigrantInnen. Die sind es, die ihnen vermeintlich die Jobs wegnehmen, vielleicht auch die PolitikerInnen. Womit wir wieder bei Trump und der Afd sind. Noam Chomsky sieht Trump als logische Folge des neoliberalen Modells, dem das Land seit Jahrzehnten aufgesessen sei. Er hat eine interessante Erklärung für den unerklärlichen Wahlerfolg dieses Präsidenten: Verzweiflung. Statistiken und Studien über steigende Armut und steigenden Reichtum gibt es genug, ohne dass die Politik irgendeine reale Chance aufzeigt, in diesem System die Kluft zu schließen. Die Enttäuschung und Verzweiflung über die offenbare Unabänderlichkeit neoliberale Gesetzlichkeit treibt die Gesellschaft auseinander und die politische Klasse immer weiter nach rechts.