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LOTTA #69

LOTTA #69
LOTTA #69

LOTTA #69
68 DIN-A-4-Seiten; € 3,50.-
Lotta, Am Förderturm 27, 46049 Oberhausen
www.lotta-magazin.de
Der LOTTA-Schwerpunkt thematisiert "Neonazis (im) und Kampfsport". In der neonazistischen Szene ist zum Einen Anderen auch ein eigenständiges rechtes Kampfsport-Netzwerk mit Turnieren wie das „Kampf der Nibelungen“ sowie zum Anderen ein Lifestyle-Sport entstanden, der von extrem rechten Marken bedient wird.

Tobias Hoff skizziert die Entwicklungen der NS-Kampfsport-Szene und erläutert das „Kampf der Nibelungen“-Event. Die Kampagne "Runter von der Matte" beschreibt einige der wesentlichen rechten Kampfsportmarken in einem Überblick. Die Hochkonjunktur des Kampfsports in der rechten Szene lässt sich aber nicht nur anhand der Fülle eigener Marken erkennen, sondern am Netzwerk rechter Kampfsport-Events, die sich europaweit etabliert haben. In diesem Kontext haben ebenfalls Tobias zusammen mit Johannes Hartwig eine internationale (europäische) Karte erstellt, auf denen Kampfsport-Events und ihre Akteure im "Schlaglicht" stehen. Hervorzuheben ist besonders die Marke White Rex, vom russischen Neonazi, Hool und Kampfsportler Denis Nikitin ins Leben gerufen, der seit 2011 die „Duh Voina“-MMA-Turniere organisiert. Parallel zu den Turnieren in Russland ist Nikitin mit „White Rex“ auch Schlüsselfigur für die rechte Kampfsport-Szene in Westeuropa und agiert mittlerweile auch als "Botschafter" und Redner für den Sport.
Die Kampagne Runter von der Matte beschreibt auch extrem rechte deutsche Marken wie Wallhall Athletik, Black Legion, Greifvogel Wear, die von der extremen Rechten auch deswegen getragen werden, um sich als Teil einer elitären Gemeinschaft zu inszenieren, was die Modemarken gerne inhaltlich aufgreifen und auf Elemente/Slogans des NS-HC/NS-Straight Edge zurückgreifen (Disziplin ist alles).
Die Marke „White Rex“ zielt primär auf die Kampfsportszene ab. In einer Selbstdarstellung heißt es, mit dem Kampfsportturnier wolle mensch die „Verankerung des Sportes im gesunden Teil unserer europäischen Jugend“ und den „Geist des Kriegers in unserem Volke“ fördern. Neben Turnieren organisiert die Marke auch Konzerte, auf welchen schon die deutschen Neonazi-Hardcorebands „Moshpit“ und „Brain­­wash“ spielten.

Gesamteindruck:

Neben freundschaftlichen Beziehungen und rechte Ansichten gilt es im rechten Kampfsport vor allem um den Anspruch über „Ländergrenzen hinweg“ Kontakte zu knüpfen, was für die Modemarken dann letzten Endes wohl nichts anderes bedeutet, als den Ausbau der Geschäftsstrukturen ihrer Modemarken. Der Gedanke von einem „gesunden Volk“ wird auf moderne Weise mit Ideen aus der Straight-Edge-Bewegung vermarktet, die sich allerdings nicht nur um das persönliche Wohlbefinden drehen. Vielmehr werden dadurch rassistische und völkische Ziele verfolgt - ein gesunder Körper nach weißen, rassistischen Vorstellungen für die Zukunft und die Wehrhaftigkeit einer Nation, bzw. Europas. Demnach wird den Trägern der Marken suggeriert, mit dem Mainstream zu brechen, sich als Outlaws zu sehen und sich als eigenständige(s) Szene und Label zu etablieren. Innerhalb der extremen Rechten und unter den rechten KampfsportlerInnen geht es um einen gesunden Körper und Geist (NS-Körperkult), um als gestärkter Kämpfer mit völkisch-nationalistischen-rassistischen Inhalten einer Krieger-Ästhetik und einem zumeist soldatischen Männerbild zu entsprechen. Insbesondere die Kampagne Runter von der Matte, die sich im Interview erklärt, belegt, dass eine Intervention in Gyms, Vereinen und Veranstaltungen notwendig ist, um über extrem rechte Strukturen, Modemarken und Aktivitäten zu informieren und hieraus die richtigen Konsequenzen zu ziehen.