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TRUST #194

TRUST #194
TRUST #194

TRUST #194
68 DIN-A-4 Seiten; €3,00.-
Trust Verlag, Dolf Hermannstädter, Postfach 110762, 28087 Bremen
https://trust-zine.de/
Dolf repariert seine alten Lautsprecherboxen, weiß, dass er Deutscher mit Migrationshintergrund ist und hat ein neues Stempelkissen aus Metall.

Jan Röhlk findet DIE TOTEN HOSEN bis zur "Kauf mich" "so geil", begibt sich ansonsten wieder auf die Suche nach den Ursprüngen, der Herkunft und Bedeutung von Namen in Songtiteln, Sportunternehmen, Bananenrepublik und möchte, dass sich alle lieb haben. Mika widmet sich der im TRUST unterrepräsentierten Ska-Musik und verweist auch auf ein paar philippinische Ska-Bands. bela kritisiert Personen, die Musik hören, die sie schon zwischen 14 - 20 Jahren gehört haben, weiß doch, dass es eine unvorstellbare große Menge an Bands zu entdecken gilt, um dann aber selbst auf Deutsch-Punkbands und -alben zu verweisen, die hauptsächlich aus den späten 70er und frühen 80er Jahren stammen.
Sam McGuire von SCHEISSE MINNELLI liefert Einblicke aus dem Japan-Tourtagebuch und berichtet von Freidrinks, Freispielen und Freigeistern zwischen Killergigs, Afterparty und Videospielbar.
Jan Röhlk hat trotz mehreren gescheiterten Versuchen, von SLOPPY SECONDS eine Rückmeldung bezüglich eines Interviews zu bekommen, nicht aufgegeben und  Sänger B.A. oldschoolmäßig einen handgeschriebenen Brief an die Postfachadresse geschickt, um dann die Fragen zügig zu beantworten. Jan ist Fan und nennt ihre "Destroyer"-Platte als Referenz für Pop-Punk, wobei B.A. im Verlauf des Interviews klarstellt, dass der Sound mehr Rock and Roll hat und mehr von THE DICKIES, ANWL und MISFITS geprägt ist. Ähnlich wie F.U.'s im letzten TRUST sind auch SLOPPY SECONDS eine kontroverse Band, die sich mit den Songs "I don't wanna be a homosexual" und "Come back, Traci" Homophobie und Sexismus vorwerfen lassen mussten. B.A. offenbart, dass er zu Traci Lords Filmen onaniert hat, als sie noch minderjährig war und vertritt eine heteronormative Einstellung mit dem ihr zugrunde liegenden System der Zweigeschlechtlichkeit – männlich/weiblich.
bela interviewt Andreas, der mit "12XU-Scheiß Indie" einen Musikblog betreibt, aber keineswegs etwas gegen Indie(Musik) hat, sondern gegen die Art "wie sich der Indie-Begriff über die Jahre gewandelt hat. Andreas hat seine Plattensammlung verlauft und und serviert ausschließlich digitale Kost, hypt Bands und ihre Musik, die nicht mehr als 5 Likes haben.
Jimmy Alvardo (RAZORCAKE) ist ein Original East-Los Angelainer, gibt Anekdoten zu frühen LA's-Punktagen preis und bevorzugt Musik, die roh und rauflustig, ohne Glanz und Glimmer ist.

Gesamteindruck:

Jan entschuldigt sich, dass seine letzten Interviewpartner ausschließlich Männer* waren und Frauen* ausgeklammert hat. Dies sei Zufall und Jan gibt eine Vorausschau auf kommende frauen*bezogene Interview(s)partnerInnen. Entgegen der TRUST-Ausrichtung "Vinyl kills mp3 industry" serviert bela ein auf rein digitale Musik ausgerichtetes Interview, währenddessen Jan Röhlk wieder einmal unter Beweis stellt wie Musiknerdigkeit und Fachwissen zu Interviewhighlights führen (können), eben weil diese geprägt sind von biographischen, selbst-reflektierenden und/oder kontroversen Zügen, die zum einen Tiefgang besitzen, zum anderen musikhistorische Quellen bearbeiten. Lediglich das SCHEISSE MINNELLI-Tourtagebuch empfinde ich als überflüssig und Lückenfüller.