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OX #142

OX #142
OX #142

OX #142
148 DIN-A-4-Seiten; € 5,90.- + CD
OX-Fanzine, Postfach 110420, 42664 Solingen
www.ox-fanzine.de
OX ist im Pascow'schen Jade-Fieber und hat nach der künstlerischen Gestaltung nun das aktuelle Album und ihre Entstehungsgeschichte im Fokus. Doch zuvor skizziert u.a. Kalle Stille "Konzertsuperhelden" in allerbester MAD-Manier, wo es auch immer wieder soziologische Feldstudien zu besonderen Spezies gab.

Joachim bittet die Kolumnisten, ihre persönliche Ox-Beziehung zur 30-Jahres-Feier des Fanzines miteinzubeziehen. Dabei steht für Tom van Laak fest, dass es vermutlich nicht der beste Weg ist, sich mit Gefühlen auseinanderzusetzen. Nach Kontrastmittel, CT und Portwein scheint aber alles wie immer, nur, dass Tom mehr denn je sein Alleinsein genießt und in seinem Tempo durchs Leben zu ziehen.
Alex berichtet, dass fast alle Songs für PASCOW im Badezimmer entstanden sind. Hier sei es schön warm und ruhig. Triebi Instabil  beweist erneut einen guten Oldschool-Geschmack, interviewt Kieran und Robin von THE RESTARTS, die in ihren Texten Geschichten über indigene Völker aufgreifen und auch von Robins ehrenamtliche Tätigkeit in der Flüchtlingsarbeit inspiriert sind. Daniel von KONTROLLE war im Baumarkt, hat Laminat geschleppt und davon Rückenschmerzen bekommen, Jörkk Mechenbier bedankt sich bei TURBOSTAAT für etwas nahezu Unbeschreibliches, "echter Herzensscheiß" und ist dankbar für eine innige Freundschaft. Eine innige Freundschaft hat auch Bob Mould für Berlin entwickelt und fühlt sich in der Hauptstadt an New York erinnert, "da vibriert das Leben, da ist es spannend aus dem Haus zugehen". Aus dem Häuschen sind auch viele Deutsch-Punx, da RAZZIA eine famose neue Platte veröffentlicht haben, die eine Sogwirkung besitzt, basierend auf die bandtypische rohe, destruktive Kraft der Anfangsjahre, zusammen mit Rajas' harten, kernigen Sprech und der musikalischen Melange der ersten drei Platten.
Karl Nagel hat einen an der Waffel und ist deswegen Punk geworden...oder umgekehrt. Mit SCHLUND hat er ein Buch "über den täglichen medialen und mentalen Lärm und wie er uns in den Wahnsinn treibt" geschrieben, Hauptsache, es knallte und er hatte seinen Spaß, wenn er irgendwelche Knöpfe drückte, um zu schauen, wie die Leute reagierten oder wie er es im Buch formuliert: »Das war ja gerade der Spaß daran: Die Büchse der Pandora öffnen und die Welt mit dem Dreck besudeln, mit dem sie uns selbst befüllt hatte!«

Gesamteindruck:

Ist Punk wie das Kind in den Brunnen gefallen? Haben Punx noch die substanzielle Kraft, eine "Bewegung" zu evaluieren, die keine politischen Lösungen vom Sofa anbietet, sondern sich als eine konsumorientierte homogene "Szene" funktioniert? Bandshirts in S, die niemand kauft, Bücher wie eine wüste Mischung aus Ängsten, Gewaltphantasien und Spekulationen als Sucht- und Therapiemittel, Männer*, die sich schwer tun mit Veränderungen und Bands, die die Menge/Meute hungrig zurücklassen, als sie zu Tode langweilen. Punk 2019 ist alles und nichts: Retrospektive, Selbstentblößung, Hommage und Parodie...aber immer noch verdammt vielseitig, kreativ und produktiv.