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PLASTIC BOMB #106

PLASTIC BOMB #106
PLASTIC BOMB #106

PLASTIC BOMB #106
64 DIN-A-4-Seiten; € 3,50.-
Plastic Bomb, Postfach 100205, 47002 Duisburg
https://www.plastic-bomb.eu/wordpress/
Das MRR wird zu Grabe getragen, die P.B.-Redaktion überlegt, es dem dienstältesten Punk-, HC-Fanzine gleich zu tun, obwohl das Interesse für das Printmagazin da sei.

Doch bevor Panik aufkommt, schlüsselt Ronja die Unkosten auf und fordert die LeserInnen schließlich auf, ein Abo zu schalten. So geht Werbung heute. Bastis Kolumne ist ein politischer Artikel über Fallbeispiele deutscher Polizisten, ihre extrem rechte Gesinnung bzw. Verknüpfungen zur AfD. Sven hat stets Entscheidungen aus egoistischen Gründen getroffen, nicht um die Welt zu retten, sondern um seine Depressionen und Ängste abzubauen.
Christian Anders ist bekannt für die Schlager-Schnulze "Es fährt ein Zug nach irgendwo". Den scheint er mittlerweile verpasst zu haben und verharrt im esoterisch-spirituellen Nirvana. Nachdem er in einer Sinnkrise erleuchtet worden ist und sich Lanoo nennt fühlt er sich von seiner spirituellen Lehrerin berufen, die Wahrheit zu verbreiten, eine Mischung aus verschwörungstheoretischen Unsinn, Antisemitismus und Rasselwurzelideologie, die er seinen Büchern einließen lässt. Seltsam, aber so steht es geschrieben in Bastis "Geschichten aus der Gruft". Benjamin von den VIAGRA BOYS hat etwa vor 10 Jahren das letzte Mal Viagra genommen und hatte "für ein paar Stunden einen Seifen". Seitdem hält er lieber die Gitarre in den Händen.
Torben von RANTANPLAN spricht sich in äußerst bewegten Zeiten für den Zusammenhalteschwur "Stay Rudel-stay rebel" aus, während Ronja sich die KundInnen des Plastic Bomb-Onlineshops vorknüpft, diese kategorisiert und ihr Kauf- und Konsumverhalten kritisiert und auch beschimpft.
Asche von DEUTSCHE LAICHEN hört keinen Punk, sondern "voll gern die 80er, besonders die Platte Diamondlife von Sade, das ist so Bumsmucke." PIEFKE sind sich der Blase bewusst, in der sie schwimmen, fühlen sich dort wohl, wo sie wert geschätzt werden, solange es selbstgemachtes Essen gibt. Karl Nagel blickt in den Spiegel und in den SCHLUND, ein Buch, gut geeignet zum Zuschlagen, "aber du kannst dir damit nicht den Arsch abwischen,(...)das schmiert(...)total."
PASCOW-Sven hört gerne Death Metal, PASCOW-Alex gerne Black Metal, doch eigentlich hält sie Jade ganz schön auf Trab. Leipzig liegt immer noch in Trümmern. Ronja&Kniep fahren sehr selten in den östlichen Stadtteil 'Hypezig', aber wenn, dann ist es meistens sehr schön, es gibt lecker Essen in Bistros und das Sternburg. Basti schlägt sich durch die Pubertät und berichtet in seiner Skinhead-Story über das pflegeleichte, zahme und friedliche Verhalten, wenn er und friends in subkulturellen Zusammenhängen unterwegs waren, außer, wenn sich Basti des öfteren wegen seines Aussehen prügeln musste.

Gesamteindruck:

Entwickelt sich das Plastic Bomb-Zine in Richtung Plattform für vorlaute Lästermäuler, VerschwörungstheoretikerInnen und NihilistInnen? Ronja und Basti geben Nahrung und Zündstoff. Irritierende Beobachtungen zum menschlichen Verhalten, verstörende Reiseberichte und Tourtagebücher und Punk im Hobbykeller als Freizeitbeschäftigung. Das Plastic Bomb-macht dem "Freizeit und Reisen"-Magazin ernsthafte Konkurrenz und prägt mit ihren Printausgaben, Events und Lifestyle-Angebote die subkulturelle Szene für eine bunte Region (oder umgekehrt). Und ich...ich nehme den Zug nach irgendwo, mal schauen wo ich - ganz spontan - aussteigen werde.