JaaRi
The Full Range
Frogrocks Records
JaaRi aus Berlin servieren auf ihrem per Crowdfunding finanzierten Debütalbum (lim. auf 100 LP's) ein vielschichtiges Rock-Konglomerat. Mit Free Jazz Improvisationen, Dissonanzen und viel
Raum für funky Riffs wird das Klangbild detailliert und kaum vorhersehbar ausgeschmückt.
Abseitig gängiger Songaufbaus werden einzelne Fragmente zusammengefügt, sodass es zwar eine Grundmelodie, ein Grundmuster gibt, das in den Songstrukturen selten über volle Länge Bestand hat. Wie ein flüchtiger Blick aus dem fahrenden Zug, wobei sich die Landschaft verändert, der Blick aber fokussiert ist. Im Gedächtnis bleiben Details zwischen Seinzustände und Seinsweisen. Oberflächliche Begegnungen und nachhaltige Wahrnehmungen. Mit "Martha" rollt der Orient Express bei Nacht in Istanbul ein. Und überhaupt könnte "The full Range" mit "Stories about people in trains" das Oberthema sein, gibt es doch immer wieder Be"züge" wie das Warten und Ausharren die Nerven blank legen oder aber tagträumerisch und gedankenverloren ("Colours") alles um dich herum egal wird. You lost your job? "Deine Hände haben mich gebildet und bereitet; danach hast du dich abgewandt und mich verdorben". Zwischen Schuld und Sühne folgt die Selbsterkenntnis. Und die wird mit einer spannungsgeladenen Helmet'schen Brachialität, fragilen Brit Pop, Minutemen-Funk und geschrammelten Punk ("Cpt. Missgunst") gelautmalt, was aufzeigt, dass jedeR einE KünstlerIn und LebensphilosophIn ist. JaaRi hilft dabei, das vorbeiziehende Leben wie eine Illusion der dritten Dimension hervorzuheben, die Tiefe wirkt plastischer, die Perspektive nähert sich der Realität. Willkommen in "The full range"!