· 

OX #144

OX #144
OX #144

OX #144
148 DIN-A-4-Seiten; € 5,90.- + CD
OX-Fanzine, Postfach 110420, 42664 Solingen
www.ox-fanzine.de
Tom van Laak entdeckt eine Schlange in der Toilette, die sich nach Panik- und Angstattacken später als sein Gürtel "entpuppt". Peter Meißner hat Angst vorm schwarzen Mann und Alex Gräbeldinger flirtet mit Siri.

Declan von AMYL AND THE SNIFFFERS erträgt "keine Musik von Menschen in meinem Alter" und  zelebriert den 70er Jahre-Sound Frank Carter findet es lächerlich, wie viel Leid "wir uns selbst zufügen, ohne dass uns jemand bedroht". Frankie Stubbs hasst E-Mail-Interviews und teilt Joachim via Skype mit, dass er seine Arbeitskollegen bei NISSAN hasst, und dass er als Musiker die EU braucht. HC-Helge arbeitet die Adrenalin O.D.-Historie auf und spricht mit Bruce über die Vergangenheit. Big John Bates lebt auf einer elfeinhalb Meter langen Motoryacht  und die JOSEPH BOYS gehen zum Fotoshooting in den Stadtgraben. Triebi Instabil lässt die 80er Deutsch-Punk-Phase mit AUSBRUCH Revue passieren und Daniel Schubert erarbeitet ein tolles Special zu Punk und Religion, untersucht speziell die muslimische Community, die Auswirkungen des Buches "Taqwacore" (Autor: Michael Muhammad Knight) auf selbige und lässt Nader von HARAM zu Wort kommen, der Einblicke gibt, wie islamische Traditionen und Punk ein Affront darstellt, ein Widerspruch, den Nader verständlich erklärt und fordert, dass der Islam mehr Öffnung braucht. Greg von BAD RELIGION lehrt Evolutionstheorie und wer das in Amerika akzeptiert fährt "auf der Autobahn in Richtung Atheismus". Ren Aldrige (PETROL GIRLS) hat Mühe damit, ihre Verwundbarkeit zu zeigen und befindet sich in einem ewigen Burn-out. CJ RAMONE indes hat Songs für gefühlte drei Alben fertig und könnte jedes Jahr eine neue Platte aufnehmen. Fat Mike ist depressiv und fühlt sich ausgeschlossen.

Gesamteindruck:

OX goes Psychoanalyse. Befindlichkeiten, Psychosen, Angstzustände, Depressionen. Die AutorInnen als bemühte AnalytikerInnen und ZuhörerInnen, nicht, um zu interpretieren oder um die PatientInnen zu einer Veränderung zugänglich zu machen, sondern um eine weitestgehende Offenheit und gegenseitige Anerkennung der Bedürfnisse und Sichtweisen darzustellen. Insofern ist das aktuelle OX auch Ratgeber, was Menschen in akuten Krisen brauchen, oder im Nachhinein, was zur Genesung beiträgt: Finger weg von Port und Kräuterzigarette, rein in die analoge Welt und Platten (Vinyl) im Rückzugsraum hören, ein gutes Buch, ein Comic lesen und auf Konzerte gehen und wissen, hier sind auch Menschen, die einfach nur „da“ sind und wie Julia Brummert bei PUP verwundert feststellt, nie zuvor so ein zuvorkommendes, rücksichtsvolles Publikum auf einem Konzert erlebt zu haben. Punk ist eben more than music!