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Saigon would be Seoul - Everywhere else left behind

Saigon would be Seoul - Everywhere else left behind
Saigon would be Seoul - Everywhere else left behind

Saigon would be Seoul

Everywhere else left behind LP/CD/MC
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Es klingt schon sehr interessant inwieweit Mirza Ramic den Fokus auf größtmögliche globale Ausrichtung legt und die Lieder an verschiedenen Orten geschrieben hat (Brno, Prag, Durbe, Riga, Portland, Boston, Berlin.

Mehrere Länder, Staaten und Kontinente, an denen Mirza sich hat inspirieren lassen, um ein Stück weit auch die eigenen Biographie zu verarbeiten, die auch geprägt war von Flucht durch Krieg. Mirza verbrachte den größten Teil seines Erwachsenenlebens in den USA. Er wurde in Bosnien und Herzegowina geboren und lebte dort bis 1992, als der Bosnienkrieg seine Familie zur Flucht zwang. Mirza und seine Mutter würden die nächsten Jahre als Flüchtlinge über Kontinente, Länder und Staaten ziehen - in Tunesien, Ägypten, Italien, Kroatien, Tschechien, Arizona und Massachusetts. Mirzas Vater überlebte den Krieg nicht. Er wurde 1993 von einer Mörsergranate getötet. Ein Trauma, das Mrza mit diesem Album verarbeiten will und alleine durch das Klavierspiel in Bilder fassen versucht, was Mrza immer wieder eine Konstante bot. Der Soloprojektname Saigon would be Seoul stammt aus Viet Thanh Nguyens Sammlung von Kurzgeschichten mit dem Titel "The Refugees". Darin ruft eine Vietnamesin aus, wie modern, prosperierend und fortschrittlich Saigon heute sein würde, als hätte der Vietnamkrieg in Seoul in Südkorea nie stattgefunden. Ähnliches gilt für das bosnische Volk, wenn es um den Bosnienkrieg und seine Folgen geht. Diese starken Gefühle von "Was wäre wenn" und "Was hätte sein können" durchdringen das Herz eines jeden Flüchtlings, unabhängig von seiner Nationalität, ethnischen Zugehörigkeit oder geografischen Lage. Die nostalgische und schmerzhafte Erinnerung an die Vergangenheit ist ein wichtiger Aspekt von Mirzas Musik und wird gezielt im Namen des Projekts festgehalten. Abgesehen von einigen Voiceovers, die wie eine Moderation des zu verarbeitenden Prozesses steht, ist das Klavierspiel eine Möglichkeit, Heilung zu finden, den Schmerz in Klangbilder auszudrücken. Alleine die Titel sind Ausdruck des Prozesses (Long Passages of time that I have lost, Everything will be forgotten, The Flower of my secret, I keep going to a lot of palces and ending up somewhere I've already been) und lasen erahnen, wie Mirza mit Klavier und Musik wichtige Stationen untermalt. Wenn Musik die Sprache der Gefühle ist, dann ist das Klavier das Königs-/Königininstrument. Mirza spielt nicht schnell, aber das gefühlvolle Klavierspiel ist stark melancholisch, mitunter todtraurig, nicht heiter oder impulsiv, was natürlich dem Kernthema geschuldet ist. Als Solist mag Mirza sich gerade mit dem Klavier gut ausdrücken, was ihn bewegt und mensch hört, dass es ihm ein starkes Bedürfnis ist, den Ausgleich einer verletzten Seele zu suchen. Dafür bietet sein Spiel eine magische Anziehungskraft, seine Kompositionen zeigen auch ein Talent, den Weg des Traumas über die Kreativität gefunden zu haben. Und das ist befreiend.