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PUNKROCK DIARY Vol. 5

PUNKROCK DIARY Vol. 5
PUNKROCK DIARY Vol. 5

PUNKROCK DIARY Vol. 5
Welcome to RILBFHPA RELOADED
Maks Keßler
70 DIN-A-5-Seiten; € 2,50.-

www.rilrec.de

Hintergrund: Ca. 1990 erblickte das erste RILBFHPA Fanzine das Dämmerlicht der Welt, welches später der Grundstein zum RILREC Label (zunächst RILBFHPA Indie Label) bildete. Nach der RILBFHPA-Printmagazin-Ära (1990-2003), wanderte die Schreibeslust zunächst ins Internet, wo sie sich ungefähr bis 2015 halten konnte.

Mit den drei Jahrbüchern „PUNKROCK ALMANACH“ gab es 2013 bis 2015 die gesammelten Konzertberichte in gedruckter Form. Mit der Einstellung des Onlinezines erschien von Juli 2015 bis September 2016 vier Mal der RILBFHPA-Nachfolger „PUNKROCK DIARY – RILBFHPA RELOADED“ im klassischen Din-A5-Format. Nach dreijähriger Pause und Auszeit erschien mehr oder weniger überraschend im August 2019 die 5.Ausgabe.

Gesamteindruck:

Die Leser*innen werden zeuge, wie Maks zunächst seinen RilRec-Labelkosmos verlässt und befindet sich im Oktober 2016 in einer Metamorphose und weiß zu jenem Zeitpunkt noch nicht, wohin die Reise hingehen wird. Einige Tagebucheinträge später bekommen die Leser*innen Klarheit, denn Maks himself besucht wieder Konzerte, beobachtet, skizziert, stigmatisiert und kategorisiert Besucher*innen und ihre Verhaltensweisen. Und zack ist erst einmal für drei Jahre Pause, bevor Maks über eine weitere Station aus seinem Lebensabschnitt resümiert und erklärt, warum er als selbständiger Teilhaber den 'The Curly Cow' geschlossen hat. Fortan widmet er sich wieder der Lieblingsfreizeitbeschäftigung: Reisen und Konzerte besuchen. Doch bevor es von Bottrop nach Blackpool geht, ist es Maks ein wichtiges Anliegen, die "Hauptsache vegan"-Fraktion und Attitüde zu kritisieren und verweist auf eine unreflektierte, kapitalistische Haltung seitens der Konsument*innen, die in ihrem Veganismus keinerlei tierethische Aspekte mit einbeziehen und bspw. Produkte von Firmen kaufen, die Tierleid mit zu verantworten haben und dieses mit ihrem Konsumverhalten unterstützen. Wenn etablierte Tierausbeutungsunternehmen wie WIESENHOF, NESTLÉ, RÜGENWALDER MÜHLE vegane Produkte auf den Markt werfen, so ist dies nichts weiter als ein weiterer Ausdruck ihrer Profitgier. Es ‚beweist‘ lediglich ihr Gespür für Markttrends und ist kein Indiz für einen etwaigen moralischen Sinneswandel. Diese unreflektierte, unkritische Haltung hat Maks auch im Laden beobachten können. Eine Parallele, die sich in einem anderen Kontext auch auf dem Rebellion Festival in Blackpool beobachten lässt, wo es vorgefertigte, mit Patches und Nieten verzierte Jacken und Hosen für den Freizeitpunk von Welt zu kaufen gibt.
Maks beschreibt Punk als Quadratur des Kreises. Wiederkehrende, unbefriedigende Abläufe werden von Maks konsequent abgeändert, sodass nur übrig bleibt, was auch wirklich Spaß macht und seine Bedürfnisse befriedigt. Maks bleibt Konsument, ist dabei aber ehrlich zu sich selbst und anderen, spart nicht mit Selbstkritik und Selbstzweifel. Die persönlichen An- und Einsichten sind humorvoll und unterhaltsam wiedergegeben und lassen den musikalischen Rahmen beinahe vergessen, weil zwischen 19:32 und 00:02 scheinbar belanglose Nichtigkeiten auf einmal an Bedeutung gewinnen. So bleibt Punk auch ein Stück weit eine Lebenskunst und ist eine sinnstiftende Beziehung, die gepflegt werden will, dass sich davon erzählen lässt.