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119 Menschen binnen 24 Stunden gerettet – noch kein sicherer Hafen für die Geretteten auf der Sea-Watch 3

Nach 24 Stunden endlich in Sicherheit. Foto: Boris Niehaus — Sea-Watch.org
Nach 24 Stunden endlich in Sicherheit. Foto: Boris Niehaus — Sea-Watch.org

Seit der Rückkehr der Sea-Watch 3 ins Einsatzgebiet folgten innerhalb von wenigen Stunden gleich drei Rettungseinsätze hintereinander. Die Bilanz: 119 Menschen von drei Booten konnten sicher an Bord bringen, zusätzlich wurde ein weiteres unbesetzt aufgefunden.

Das Sea-Watch Suchflugzeug Moonbird unterstützt bei der Rettung. Foto: Felix Weiss — Sea-Watch.org
Das Sea-Watch Suchflugzeug Moonbird unterstützt bei der Rettung. Foto: Felix Weiss — Sea-Watch.org

Hier ein erstes Update von Lea Reisner, zur Zeit als Krankenschwester an Bord der Sea-Watch 3:

"Ein langer Tag und eine schlaflose Nacht liegen hinter mir und meiner Crew. Seit einer Woche sind wir nun zurück in der Such- und Rettungszone und suchen unermüdlich das Gebiet nördlich der libyschen Gewässer nach Menschen in Seenot ab. Nachdem wir Anfang der Woche weiter westlich Schutz vor einem Sturm suchen mussten, beruhigte sich die See am Mittwoch langsam wieder. Gestern in der Früh wurden wir dann über mehrere Seenotfälle von unserem Suchflugzeug Moonbird und dem AlarmPhone informiert und konnten kurz darauf 60 Menschen von einem kleinen Schlauchboot sicher an Bord der Sea-Watch 3 holen.
Wenig später entdeckten wir ein verlassenes Schlauchboot. Ich befürchte, dass die Passagiere von der sogenannten Libyschen Küstenwache zuvor zurück nach Libyen gebracht wurden. Mit Entsetzen hatte unsere Crew zwei solcher Fälle bereits am Morgen mit ansehen müssen. Die Internationale Organisation für Migration spricht von insgesamt 150 Menschen, die gestern völkerrechtswidrig nach Libyen zurückgeschleppt wurden. Dort zwingen gewaltsame Konflikte im Land und unmenschliche Zustände in den Folterlagern weiterhin tausende Menschen zur Flucht.

Die Crew beim Rettungseinsatz. Foto: Boris Niehaus — Sea-Watch.org
Die Crew beim Rettungseinsatz. Foto: Boris Niehaus — Sea-Watch.org

Zum frühen Abend hin entdeckten wir ein weiteres Boot mit 17 Menschen. Nachdem alle Personen sicher auf der Sea-Watch 3 waren, versuchten wir schnellstmöglich, ein drittes Boot in der Nacht zu finden. Am Nachmittag hatte die Crew unseres Suchflugzeugs bereits die maltesischen Behörden über das Boot in der maltesischen Such- und Rettungszone informiert, die zwar Rettung versprachen, allerdings auch nach Stunden untätig blieben. Dass wir die Menschen tatsächlich fünf Stunden später in kompletter Dunkelheit finden konnten, grenzt an ein Wunder. Nach über 24 Stunden auf dem Wasser waren einige der 42 Passagiere bereits extrem unterkühlt."