· 

SWINGKID Fanzine#6

SWINGKID Fanzine#6
SWINGKID Fanzine#6

SWINGKID Fanzine #6
64 DIN-A-4-Seiten; pay what you want

https://www.facebook.com/theswingkidfanzine/
Gunter erinnert sich an die Anfangszeit, an die Gefühle, die "ich mit  Musik und Fanzines verbinde", fordert, Mülltonnen anzuzünden, Gedichte zu schreiben und Depressionen zu pflegen.

Die bilinguale Ausgabe (deutsch-englisch) erklärt er mit einem international ausgerichteten Ziel, mehr Menschen zu erreichen. Bezüglich des Inhalts ergibt das Sinn, denn Gunter interviewt Bands und skizziert Musiklandschaften aus der ganzen Welt. GNAR JAR aus Ägypten kombinieren Musik und Skateboarding. Ein "short guide" gibt Einblicke in die kulturelle Geschichte Papua New Guineas und Arubas, Sundown Superheo von Barbados sind stolz auf die Heimat des Mount Gay Rums und waren für den letztjährigen People's Choice Award als Rock Artist of the year nominiert. Gunter vergleicht deutschen mit amerikanischen Folk, wobei er doch mehr Singer/Songwriter-Musik meint, denn was in Amerika Folk und Country, ist hierzulande Volksmusik und erfasst eben diese Historie als Grundgerüst für die heutige DIY-Folk-Punk-Szene.
ANTI-LAM FRONT aus Norwegen produzieren 90er-Jahre-Punk, was immer das auch sein mag, und sind froh, mal aus Trondheim heraus zu kommen.
KENTUCKY KINGS aus Paraguay stellen sich vor und DECLIVE REPUNKNANTE aus El Salvador geben Auskunft zu Musik, Texte und zur politischen Lage.
Rexurgir aus Nicaragua geben Auskunft über die "Szene" im Land, über das Bandlogo und Diskriminierung. GUMIHO aus Südkorea sind hier, "um Bitterkeit und Negativität" herauszusaugen. A WORLD DIVIDED aus Tunisia/Kanada ist ein Tape-Label und Ghassene stellt das Projekt vor. WARGASM ISTANBUL aus der Türkei erklären den Punk in der Türkei und was es für Gitarrist Can bedeutet.
MISSRATCHED aus Frankreich spielen unter dem Banner Anarcho und geben Tipps, um in Lyon die subkulturelle Community aufzusaugen.

Gesamteindruck:

Gunter versucht mit seinem Fanzine, den ethnologischen Aspekt in der globalisierten Punk- und Hardcore-Szene als eine wichtige Stütze im ansonsten chaotischen und konfliktreichen Leben junger Menschen zu vermitteln. Leider versäumt es Gunter, mit der Fragestellung den individuellen Charakter der Menschen herauszustellen und beschränkt sich immer wieder auf allgemeine Fragen zu Bandbesetzung, Musik(produktion) und Textinhalte, wobei nur selten mal Spannung und Dynamiken entstehen, bspw. welche Praktiken und Lebensumstände in der jeweiligen "Szene" vollzogen werden, um Kohärenz in der Gruppe zu erzeugen, wo Spannungen und Konflikte entstehen und wie das Konzept von generalisierter Freundschaft verwirklicht wird. Es mangelt an Vielfalt und Vielfältigkeit in den Interviews, um die subkulturellen Eigenschaften und Merkmale widerzuspiegeln. Dennoch ist die globale und ethnologische Sichtweise vielversprechend und wohltuend, die aber die jeweilige widerständige Kultur, Lebensstil nur marginal offenlegt. Wie ist das konkrete gesellschaftliche Spannungsverhältnis zu DIY-Punk, Familie und Staat? Wie ist Teilhabe am Alltagsleben und DIY-Punk verortet, wo gibt es Privilegien, Sanktionen, Konflikte? Das SWINGKID ist so geprägt durch das Motto: "Es darf getanzt werden. Ich bitte Sie aber, nicht das Mobiliar zu zerstören!" oder anders ausgedrückt: Nett und höflich!