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TIN CAN ARMY - 1982 - 1987

TIN CAN ARMY - 1982 - 1987
TIN CAN ARMY - 1982 - 1987

TIN CAN ARMY

1982 - 1987 LP
Mad Butcher
Die musikalische und politische Blechbüchsenarmee aus Göttingen servierten stets eine vom DIY-Spirit versprühenden Anarcho-Charme, der sich mal kontrovers („TCA“: 2,3,4...marschieren wir, bis nach Auschwitz, doch wir lachen(...)Dabei ist mein Schwanz doch das beste an mir), oft rudimentär, simpel und der Idee hinter CRASS näher war, als ansonsten üblicher Deutsch Punk in der BRD.

T.C.A. griffen Themen wie Tierrechte (Kannibalen), Verweigerung (Disarm the rapists), Zustand in der Szene (Nestbeschmutzer), Lage der Nation (Guten Morgen BRD) auf, die im Umfeld von Juzi, AJZ, Studio und Proberaum eingefangen wurden. Meist in guter Demo- oder in sehr guter Sudio-Produktion, abhängig von Erfahrungen und Vertrauen in die (Ton)Technik(er). Die Retrospektive und Hugos persönliche Anmerkungen zu den Songs lassen die jeweiligen Lieder (Demo, Sampler, Split, LP, EP) noch einmal mit anderen Augen und Ohren sehen und hören und sind zudem auch Ausdruck des Frusts und der Ratlosigkeit, die mit all den Widersprüchen und Widerständen in der "Szene" vorhanden waren, sowie mit der Hoffnung verknüpft, ein Level zu finden, auf dem die Band weiter agieren konnte. T.C.A. sind neben DUNKLE TAGE die relevanteste und wichtigste Punkband aus Göttingen, die laut eigener Aussage naiv waren, zu glauben, die Welt verändern zu können, um dann doch zu merken, dass es im Umfeld der Konzertorte und den dort anwesenden Alk-Leichen nicht möglich war. Eine weitere bittere Erkenntnis, die in Hugos Anmerkungen durchdringt: Punklabels und deren Betreiber wie Herbert Egoldt (Rock o Rama) und Thomas Ziegler (Mülleimer Records) sind scheiße, die Bands abzockten, LP-Cover und sogar Songtitel abänderten, weil es ihnen nicht gefiel und/oder zu politisch waren. Daraus resultierte zumindest bei T.C.A.: alles selber machen, gestalten und veröffentlichen wie mit der EP "Be Invited -… to the Theatre of Perversion, Bigotry & Suicide (Eigenlabel 'Moron Records'): Aufnehmen, ein Presswerk finden ohne GEMA, jedes Plattencover einzeln falten, Etiketten drucken lassen, die Aufkleber in der Siebdruckwerkstatt im Juzi drucken, Textblatt mit persönlichen Gedanken versehen. UND: Zu sehen, was möglich war, wenn Menschen was zusammen auf die Beine stellen. Das alles fühlt und spürt punk beim Hören der Songs und Lesen der Texte und den Anmerkungen. Ein Zeitdokument einer Band, die sicherlich provoziert hat (s.o), aber authentisch und sympathisch ist.