Directions to the outskirts of town: Punk Rock Tour Diaries
Welly Artcore
328 Seiten; € 20,79.-
ISBN-10: 1838356746
ISBN-13: 978-1838356743
https://www.earthislandbooks.com/shop
Über das Buch:
1994 begleitete der Punkrock-Fanzine-Autor Welly Artcore die britische Punkband CHAOS U.K. für eine zweimonatige Tournee durch die USA. Vier Jahre später machte er das Ganze noch einmal mit
seiner eigenen Band FOUR LETTER WORD, diesmal auch durch Kanada.
Von den langen Van-Fahrten bis hin zu den Auseinandersetzungen mit den Behörden und den Bands, mit denen sie sich unterwegs die Bühnen und Böden teilten, oft mit nichts weiter als dem Namen eines Clubs auf einem Stück Papier, die sich mal als stillgelegten Schuppen in einem Industriegebiet entpuppte, erreichten sie die Orte und schafften irgendwie die meisten Auftritte. Währenddessen tat Welly etwas, was so viele andere nicht tun: Er schrieb alles auf.
Über den Autor:
Ursprünglich aus Cardiff in Wales stammend, begann Wellys Obsession für den Punkrock in den späten 70er Jahren, wo er schon bald seine eigenen, selbstgemachten Plattencover entwarf. Nach der High School studierte er vier Jahre lang Grafikdesign an einer Druckerei und Kunsthochschule und arbeitet seit über 30 Jahren als Grafikdesigner für Punkbands und -Labels, wobei er bis heute über 170 Veröffentlichungen vorweisen kann. Nachdem er auf den Seiten von Maximum Rock'n'Roll erfahren hatte, was ein Fanzine ist, begann er Ende 1985 mit der Erstellung seines eigenen Magazins, Artcore, und druckte im Januar 1986 ein paar Dutzend Exemplare der ersten Ausgabe auf dem Fotokopierer an der High School. Bis heute publiziert er Artcore und hat bis heute 40 Ausgaben und 16 Vinyl-Fanzines veröffentlicht. Nachdem er schon in jungen Jahren Texte geschrieben hatte, gründete er 1991 FOUR LETTER WORD und übernahm die Rolle des Sängers. Nach 20 Jahren FOUR LETTER WORD gründete Welly die kurzlebige Band STATE FUNERAL, bevor er gebeten wurde, sich VIOLENT ARREST für deren letzte beiden Veröffentlichungen anzuschließen, gefolgt von dem einmaligen Studioprojekt SIGNAL CRIMES mit drei Mitgliedern von HERESY. Außerdem betrieb er zwei D.I.Y.-Punkrock-Plattenläden, Damaged Records (2004-2008) und Ghost Town Records (2012-2014) in Cardiff, Wales, und war seit den 1980er Jahren an der Promotion und der Erstellung von Flyern für Gigs und ganztägige Wohltätigkeitsveranstaltungen in Cardiff und Newport beteiligt. Nach den Tourneen besuchte er mit seiner Familie mehrmals die USA, bevor er 2018 nach Arizona umzog.
Gesamteindruck:
Was bedeutet CHAOS U.K. für die unterdrückte Jugend Amerikas? War 'Cider I Up Landlord' eine Hymne für eine ganze Generation oder nur ein Soundtrack für sinnlose Gewalt? Welly war dabei, es
herauszufinden. Stundenlange Marathonfahrten von und zu den Locations über die Staatsgrenzen von New York, Florida, Louisiana, Texas, Kalifornien, Kansas hinweg, kämpfen Welly, CHAOS U.K. und
Tourbands wie YOUTH BRIGADE, TURMOIL, EYEHATEGOD, SWINGIN‘ UTTERS, NEUROSIS, DAS KLOWN, 7 SECONDS... mit Soundproblemen, erste Mall-Erfahrungen und Shoppingtours für saubere Unterwäsche. Die
Schilderungen sind zwar sehr intim und persönlich, aber aufgrund der Fülle an Notizen auch nicht immer spannend zu lesen. Das liegt vor allem daran, dass Welly auch belangloses notierte und sich
Abläufe unspektakulär wiederholen: „Es war noch früh, also gingen wir auf die andere Straßenseite und holten uns etwas zu essen und ein Bier. Wir kehrten zum Veranstaltungsort zurück…“.
Das liegt in der Natur der Sache. Das Tourleben ist bestimmt von immergleichen Abläufen wie Essen, Alk trinken, Day-off und damit verbunden: Sightseeing und den Tag rumbringen, Merchverkauf,
Schlafmangel, sich schlecht fühlen. Welly berichtet und beobachtet meist vom Merch-Stand aus und kommentiert Musiker-Qualitäten der Bands und das Aussehen der Leute.
Aufgelockert mit zig unscharfen Bildern von den teilnehmenden Bands, Fotos am Strand und im Pit, schleichen sich zunehmend Tour-Müdigkeit und die Folgen für Körper und Geist ein. Sarkasmus und
Müdigkeit lösen Abenteuer und Spannung ab. Was also bleibt: „Manchmal hetzen wir durch unser Leben, als würden wir es nicht wirklich erleben, deshalb ist es gut, hin und wieder innezuhalten
und das Treiben vorbeirauschen zu lassen.“ Und letztendlich lautet die Kernthese: Das Buch ist ein Tribut an all die flüchtigen Freundschaften während des Tour-Lebens. Das hat Welly
zumindest angekratzt und oberflächlich beschrieben.