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DAS GROSSE THIER #17

DAS GROSSE THIER #17
DAS GROSSE THIER #17

DAS GROSSE THIER #17
48 DIN-A-5-Seiten; € ca. 2,00.-
A. Mittelstädt, Zweinaundorferstr. 19, 04318 Leipzig
www.dasgrossethier.noblogs.org
Das aktuelle Heft „diskutiert an verschiedenen Stellen Konzepte, die als Übergangslösung die individuelle verausgabte Arbeitszeit als Bemessung für den Bezug von Produkten vorschlagen.“

 Jakob Belbo bezieht sich auf Vieles. Marx’ Grundrisse der Kritik der politischen Ökonomie, Cockshott und Cotrell. Es geht vorrangig um die Verteilung der Produkte, die Möglichkeit zur Konsumtion, ergo den Anteil der Distribution, der für die individuelle Konsumtion vorgesehen ist, und wie er verausgabt wird. Dafür argumentiert Jakob im Sinne von Marx und dessen vorgeschlagenen Arbeitsscheinen, „um die zur Verfügung stehenden Produkte entsprechend der aufgewendeten Arbeitszeit zu verteilen.“ Es geht also um ein sozial gerechtes Lohn- und Verteilungsprinzip. Die Kritik am bisherigen System richtet sich auf das Angebot, das Produkt stünde im Vordergrund, nicht aber die Arbeitskraft dahinter, der Mensch verschwindet und ist Leidtragende*r: wird ausgebeutet, ausgenutzt und ausgetauscht. Als Lösung gibt es die Möglichkeit einer Belegschaftskontrolle, die Produktion von Waren wird mit einem „vernünftigen Verteilungsprinzip“ geregelt. Der Bedarf wird präzise angekündigt und welche Arbeit als gesellschaftliche Arbeit berücksichtigt wird, bestimmt die Gesellschaft gemeinsam. Benötigt es dann noch eine Partei? Jörg Finkenberger diskutiert dabei die Frage über das Kunststück, „die Partei zu einem Organ der ‚unorganisierten Massen‘ werden zu lassen.“ Eine ausführliche Buchbesprechung und Anmerkungen zur „unsichtbaren Hand des Marktes“ später bliebt es wie mehrfach beschreiben: Die Initiative liegt bei den Betrieben, die an der Planung und Durchführung der Produktionspläne auf Grundlage einer gemeinsamen koordinierten Arbeitszeitrechnung dem distribuierten – also verteilten – Sozialismus folgen.

Gesamteindruck:

Das große Thier in dieser Form ist eine linke Streitschrift. Das Bewusstsein über den drohenden ökologischen Kollaps, zusammen mit dem Scheitern der Idee vom grünen Wachstum und der explosiven Zunahme der Krisenverlierer*innen führt zu Debatten über alternative politische Ökonomien. Um jedoch in die Position zu kommen, das zerbröckelnde, aber immer noch allgegenwärtige Denksystem des Wirtschaftsliberalismus abzulösen, müssten die Sozialist*innen dieser Tage plausible Erklärungen dafür liefern, wie das Wirtschaftstreiben im Sozialismus jenseits des kapitalistischen Realismus konkret organisiert werden könnte. Hierzu werden viele Denkansätze und Ideen durchgespielt, um die Verhältnisse von Planung, Produktion und Verteilung, Arbeitszeitvergütung sozial gerechter zu machen.