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Defloration - Leipzig 1987 - 1992

Defloration

Leipzig 1987 - 1992 3er-Tape-Box
Black Cat Tapes/Elbtal Records/SAN Musick
Tommi, Markus, Michel, Mutz nannten die Band ursprünglich Defloration des Ohres. Da sich die Band ohne Creditibility-Verlust noch einer der in der DDR üblichen "Einstufungen" (erst Grundstufe, dann ein Konzert für die Mittelstufe) unterzog, konnte sie als ebenso einflussreiche wie populäre Band sowohl in der letzten Phase des Sozialismus wie auch in der stark politisierten Nachwendezeit hineinwirken.

Das letzte Konzert fand im Sommer 1992 statt. Neben den beiden offiziellen Demos von 1989 und 1991 beinhaltet die Box ebenso das bisher unveröffentlichte Studioalbum von 1992, sowie ungehörtes Proberaum- und Livematerial mit unveröffentlichten Songs. Insgesamt 180 Minuten mit allem, was Defloration je aufgenommen haben. Dazu gibt’s ein 44-seitiges Beiheft im DIN-A-5-Format mit Infos, der Geschichte der Band, Fotos, allen Texten und einem Interview von Defloration. Außerdem gibt es zu jedem Tape ein bandcamp-Download-Code.
Schrammel bezeichnet DEFLORATION im Vorwort des Booklets als "einer der prägendsten Aushängeschilder für linke Subkultur in Leipzig". Das erste Demo beinhaltet  noch bluesige-rockige Riffs und NDW-Anleihen. Alle 20 Songs wurden im Sommer 1988 bzw. zum Jahreswechsel 1989 im Proberaum Funkenburgerstraße. Die Einflüsse der Vorläuferband KELLERTREPPE sind noch herauszuhören. "Wir hatten dort eher Rock gemacht(...)DEEP PURPLE und so", erinnert sich Markus. Das Demo ist soundmäßig stark aufpoliert, was schon beeindruckend und bemerkenswert ist, da es bislang soundmäßig nur sehr schlechte Versionen im Netz kursierten. Geblieben ist der Proberaum-Charme mit Dub-Einflüssen, Bluesrock und eine tödliche Doris-Avantgarde mit politischen Texten, intoniert wie Tommi Stumpff und dem KFC.
Das 1991er-Demo ist geprägt von der "Wiedergeburt des Neo-Faschismus". Rechte DDR-Skinheads konnten sich endlich offen auf der Straße zeigen, westdeutsche Neonazi-Kader trommelten im Osten für die braune Revolution. Tape-Cover und Soundschnipsel aus Reden von Helmut Kohl, Adolf Hitler, Julius Streicher stehen ganz im Zeichen "Wider der (braunen) Wiedergeburt!". Insofern ist das Demo auch ein Konzept"album", den Zustand des Erstarken der Rechten Anfang der 90er als ein wiederkehrendes Muster des Dritten Reiches zu skizzieren/kommentieren. Trotz konsequenter antifaschistischer Attitüde enttäuscht die musikalische Darbietung. Im Hintergrund geschrammelte Riffs, die gegen die guten, im Vordergrund stehenden intonierten Texte verblassen.
Das "Angst"-Tape mit den ersten 15 im Studio aufgenommenen Songs sind dann von ganz anderer Spielart. Metallische Riffs und HC statt Bluesrock und Dub. Die Songs sind super produziert, besitzen bei weitem aber nicht den Tiefgang wie auf dm ersten Tape. Der hier gebotene Crossover ist sehr beliebig, knallt aber wie ein Plfasterstein gegen Bullenwagen. Neuzugang Jagger verstärkte den bollernden HC mit seinem eintönigen Shouting aber nicht an Michels dynamischen, theatralischen Qualitäten heranreichen konnte. Für Tommi aber gerade auch die Bestätigung: "Am Anfang dachte ich, der singt ja gar nicht wieder Michel. Aber er hat das auf seine Weise total schön gemacht(..)".
Eine Band mit musikalisch drei sehr unterschiedlichen Tapes/Spielarten, was auch der Grund war, "kein Best of Album zusammenzustellen" und jedes Tape steht für sich als "abgeschlossenes Gesamtwerk". Im Booklet erzählen Mutz und Tommi das tragische Ende der Band und warum die im Rumsei Studio aufgenommenen Songs nicht fertig wurden. Das aber solltet ihr aber selbst lesen und hören.


Besetzung

  • "Michel" (Michael Rothe) - Gesang
  • "Tommi" (Thomas Schliephake) - Gitarre, Bass, Gesang
  • Markus Rebbelmund - Bass
  • "Mutz" (Thomas Rebbelmund) - Schlagzeug

Musik

 

Die komplette Box mit Zubehör!
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