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Proteste gegen die Fleischindustrie im September

Fotograf: Hendrik Hassel
Fotograf: Hendrik Hassel

Das Bündnis Gemeinsam gegen die Tierindustrie hat für den 23. bis 27. September vielfältige und ungehorsame Proteste im und ums Oldenburger Münsterland in Niedersachsen angekündigt. Es werden mehrere hundert Menschen aus dem gesamten Bundesgebiet erwartet. Geplant sind u. a. eine Demonstration in Vechta sowie ein Camp in Quakenbrück. Das Bündnis fordert den Ausstieg aus der Tierindustrie sowie eine solidarische und ökologische Agrarwende.

„Die Tierindustrie ist ein Brandbeschleuniger für aktuelle Krisen“, sagt Franziska Klein von Gemeinsam gegen die Tierindustrie. „Sie befeuert die Klimakatastrophe und verschwendet knappe Ressourcen wie Ackerland und Getreide, um Tiere zu mästen. Schlachthöfe, Mastanlagen und Molkereien verbrauchen außerdem große Mengen Erdgas. Und für die Tiere erschafft diese Industrie die Hölle auf Erden. Jetzt ist der Moment für eine grundlegende Transformation unseres Ernährungssystems.“

Die niedersächsische Region, in der die Aktionen geplant sind, weist deutschlandweit eine der höchsten Dichten an Tierfabriken und Schlachthöfen auf. „Wir gehen in den Hotspot der Fleischkonzerne, in das Dreieck der Städte Bremen, Oldenburg, Osnabrück, wo sich die Tierindustrie am wohlsten fühlt“, so Franziska Klein. Das Bündnis wird neben den Aktionen vom 23. bis 27. September ein Camp in Quakenbrück durchführen. Es ist als politische Versammlung angemeldet worden.


Demo_6_Timo_Stammberger
Demo_6_Timo_Stammberger

„Ein bloßer Umbau der Tierhaltung, wie politisch halbherzig angekündigt, löst die Probleme nicht“, so Klein. „Denn Tierprodukte gehören zu den klimaschädlichsten Nahrungsmitteln. Futterimporte aus dem globalen Süden sind nur durch neokoloniale Ausbeutung möglich. Und die Tiere leiden auch in sogenannten ‚Tierwohl‘-Ställen massiv. Es braucht daher den Ausstieg aus der Tierindustrie und eine gerechte Transformation weg von der Fleischproduktion und hin zu einer ökologischen und solidarischen Landwirtschaft und einer pflanzenbasierten Ernährung.“
 

Die Proteste von Gemeinsam gegen die Tierindustrie richten sich nicht gegen Landwirt*innen, sondern gegen die verantwortlichen Konzerne. „Die Profite von PHW, Tönnies, Vion und Westfleisch beruhen auf Gewalt und Zerstörung. Wir werden die Verflechtung der Ausbeutung von Mensch, Tier und Natur aufzeigen. Diese Art der Produktion von Nahrungsmitteln hat keine Zukunft.“

In Deutschland dienen 60 Prozent der landwirtschaftlich genutzten Flächen der Futtermittelproduktion. Zusätzlich wird Soja aus anderen Ländern verfüttert – die dafür beanspruchte Fläche entspricht der Größe von Mecklenburg-Vorpommern. Die Tierindustrie verbrennt außerdem große Mengen Erdgas: Allein die Schlachthöfe, Fleischverarbeitungsunternehmen und Molkereien sind für ein Drittel des Gasverbrauchs der Ernährungswirtschaft verantwortlich. „Es gibt für all das keine Rechtfertigung“, so Franziska Klein. „Wir wollen im September die vielfältigen Proteste gegen die Tierindustrie bündeln und für einen radikalen Wandel des Agrar- und Ernährungssystems streiten.”

Im Zuge der Aktionstage wurde für den 24.09.2022 eine Demonstration in Vechta angemeldet.

Zudem sind Teilnehmende auch dazu aufgerufen, eigene Aktionen in der Region durchzuführen. Das Bündnis selbst hat ungehorsame Proteste angekündigt. Dabei hat die Sicherheit der teilnehmenden Aktivist*innen, der Arbeiter*innen, der Tiere und aller Beteiligten oberste Priorität.

Gemeinsam gegen die Tierindustrie hatte bereits im Juli 2021 mit 200 Aktivist*innen eine Blockadeaktion bei der PHW-Gruppe (Wiesenhof) in Rechterfeld bei Vechta durchgeführt. Zu der Zeit fand ein Protestcamp in Goldenstedt statt.