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FOISTLINGE - Balladen vom Tresen

FOISTLINGE - Balladen vom Tresen
FOISTLINGE - Balladen vom Tresen

FOISTLINGE

Balladen vom Tresen LP
Mad Butcher Records
3 Froinde des Gerstensaftes spielen frisch gezapfte Balladen vom Tresen, erinnern sich an die eingebrannten Erinnerungen an Die Kleine Kneipe. In einem mit dunklem Holz getäfelten Kneipenraum, der zu den besten Zeiten eine Unzahl von sich zusammenquetschenden mehr oder weniger normale asoziale Leuten aufsog wie ein schwarzes Loch, wo es nach Pisse, Schweiß, Kotze und andere Flüssigkeiten riecht, da sind auch die FOISTLINGE zu Hause.

Scheiß auf Arbeit und die working class. Lieber am Tresen sitzen und diese seltsame Aura aufsaugen, an dem Ort, der Teil emotionaler Erinnerungen ist, selbst wenn diese verschwommen sind. Die Kneipe ist gewissermaßen ein Idealraum, ist sie doch irgendwo zwischen der Intimität von Familienbeziehungen, von Selbstpräsentationen und Gerüchteküche. Bis zu einem gewissen Grade stellt der Alkohol eine geradezu perfekte Enttäuschungserklärung für das Scheitern von Selbstdarstellungen dar. Mit verwässerter Kommunikation wird lauthals über Typen geredet, Nachrichten über Bekannte und deren Lebensschicksale aufgebauscht. Geschichten von Rainer und alle meine Freunde, die nicht in der Zeitung stehen. Aber es gibt auch Konflikte, die auch nicht mit Bier und Kurze, Freibier-Runde gelöst werden können. Am Ende liegst du in der Gosse, hast ein paar Zähne verloren und kannst dich an nichts mehr erinner. "Es ist der Durst, der uns vereint. Komm her mein Freund, schenk noch mal ein!" klingt noch in den Ohren. Was wir nun aber ganz konkret aus der Vielzahl der Erlebnisse, die wir haben, überhaupt erinnern können, ergibt sich nicht aus dem Leben selbst, sondern am Tresen, wo wir alle gleich sind. Musikalisch servieren die FOISTLINGE trinkfesten Doitschpunk mit einem Authentizitätsbonus für Gossenhauer. Es stellen sich gleichsam Mischgefühle wie Melancholie ein, die gerade unter Alkoholeinfluss als besonders überwältigende Vermittlungsinstanzen zwischen Vergangenheit und Gegenwart wahrgenommen werden können, und gelegentlich dazu führen, dass der eine oder andere anfangs fröhliche und gesellige Kneipenbesucher am Ende des Abends allein mit Bierschiss auf Klo einschläft. In diesem Sinne: Lieb Bier, hass Rassismus!