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SAMIAM - Stowaway

SAMIAM - Stowaway
SAMIAM - Stowaway

SAMIAM

Stowaway LP
Pure Noise Records
SAMIAM waren ja in den letzten Jahren (also vor der Corona-Pandemie) desöfteren auch hierzulande auf den Bühnen, ganz ohne neue Platte im Gepäck, so wie zuletzt 2019 während ihrem 30. jährigen Bandjubiläum. Mit dem zeitlosen Mix aus angepoppter Melancholie und räudigen Punk hat das Quintett aus Berkeley ja nicht mal eben nur das Emocore-Genre mit aus der Taufe gehoben, sondern ganz nebenbei auch unzähligen Bands wie Green Day den Weg geebnet, nur nicht so kommerziell erfolgreich.

Auf den frühen Platten (s/t, Soar, Beuaf, Billy) gab es immer so ein bis zwei herausragende Songs, aber der labeltypische helle, dünne Sound der New Red Archives-Veröffentlichungen war eben auch mitverantwortlich, dass SAMIAM nie an Bekanntheitsgrad ähnlicher Emo-Pop-Punk-Bands herankamen. Das ist bedauerlich, eben auch, wenn man als ewiger Geheimtipp-Act stigmatisiert wird. Hinzu kam, dass SAMIAM von vielen Besetzungswechseln (insbesondere die des Schlagzeugers)  gekennzeichnet war.  Umso erstaunter bin ich, dass SAMIAM nach 12 Jahren ein neues Album raushauen, was alles andere als ein lauer Aufguss ist. Ganz im Gegenteil. Mit "Lake Speed" muss ich mir verdattert die Augen reiben, weil ich hier eine vollkommen andere Band mit einem HC-Sound vermute. "Monterey Canyon" folgt auf die vorangegangenen Singles "Crystallized" und "Lights Out, Little Hustler" und bietet eine weitere Explosion von knackigen Gitarren und eingängigen Hooks. Im Kern sind die Songs nach wie vor mit all der melancholischen und doch erhebenden Katharsis geprägt, was die Band immer ausgezeichnet hat. Der zeitgemäß gut produzierte Sound und natürlich das Zusammenspiel der beiden Gründungsmitglieder um Sänger Jason Beebout und Gitarrist/Sänger Sergie Loobkoff lassen jeden Song endlich mal verdientermaßen aufpoppen wie ein glückseliges Potpourri aus Punk und Pop, aber mit eben einer speziellen melancholischen Note. Diese wird auch in den Texten von Stowaway deutlich spürbar. Gitarrist Sean Kennerly beschreibt die Themen des Albums mit Scheitern als Grundthema: "Scheitern auf jeden Fall. Hartnäckigkeit im Angesicht des ständigen Scheiterns; Scheitern bei der Kommunikation, Scheitern beim Erfolg, Scheitern bei der Sinnfindung. Was seltsam ist, weil es eigentlich ein aufmunterndes Album ist, soweit es Samiam betrifft." Die Platte spürt dem Getöse der Jugend nach, wie es sich in Frustration verwandelt, und schließlich in die Klarheit, die mit dem Alter kommt. "Crystalized" ist eine aufgewühlte Welle von Erinnerungen, die sowohl traurig als auch hoffnungsvoll sind und die eigenen Erfahrungen der Band widerspiegeln, während die knackigen Hooks von Stanley" und Shoulda Stayed" eine Extraportion wehmütiger Sehnsucht enthalten, in der sich Samiam austoben. In "Lights Out Little Hustler" brüllt Beebout "there's always something in the way", eine Zeile, die den schwierigen Weg zur Entstehung von Stowaway widerspiegelt. Und so vermischen sich kraftvolle und emotionale Ebenen, die mal zusammenkrachen oder sich auf zwei Schichten überlagern, um Härte und Gefühl in Einklang zu bringen.