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Und wenn du gehst, bleibt ein Teil von dir bei mir!

Viele Menschen, die mit einem Hund zusammenleben, kommen irgendwann an einen Punkt, zu entscheiden, ob der Hund erlöst/eingeschläfert werden muss. Den richtigen Zeitpunkt wählen, ist nicht einfach. Diese Entscheidung sollte allein zum Wohl des Hundes getroffen werden. Bei mir ist das schon mehre male so gewesen. Aber immer gab es Fragen: „Kann es dem Hund noch mal besser gehen?“ Wenn ja, wie und wie lange? „Sollte er noch andere Medikamente nehmen, damit es ihm etwas besser geht?“ Es ist nicht immer einfach zu erkennen, wann der richtige Zeitpunkt gekommen ist, um den Hund einzuschläfern.

Hat der alte, kranke Hund überhaupt noch Freude am Leben? Oder leidet er so sehr, dass es für ihn eine Erlösung wäre, eingeschläfert zu werden? Ich habe diese Entscheidung mittlerweile für drei Hunde und eine Katze getroffen. Alle waren alt, krank oder verletzt, hatten orthopädische und organische Probleme. Doch einhergehend mit meiner Entscheidung, die auch in Absprache und Beratung mit der Tierärztin getroffen worden ist, kamen immer auch Zweifel. Habe ich Cilly, Shadow, Odin, Sammy aus dem Leben gerissen, weil ich nicht mit ansehen konnte, wie das Tier leidet oder weil es mir zu anstrengend war, das alltägliche Leiden mitanzusehen? Habe ich nicht die Verantwortung, ja, bin ich es ihnen schuldig, auch bei Krankheit und im Alter für ihn zu sorgen? Wann ist der „perfekte“ Moment, den Hund, die Katze...gehen zu lassen? Bei Sammy war es zuletzt so, dass er Phasen hatte, in denen er Schmerzattacken hatte. Über mehrere Nächte hinweg hatte Sammy seine Umwelt kaum noch wahrnehmen können. Die Schmerzen waren sehr wahrscheinlich ausgelöst von einem Tumor, der aufs Nervensystem, auf das Gehirn o.ä. drückt. Ich habe dann Schmerzmittel und drurchblutungsfördende Medikamente ansetzen lassen und verabreicht. Der Zustand hatte sich vorübergehend verbessert. Drei Wochen später hörte Sammy auf, zu essen. Er hatte Fluchttendenzen, war im Haus panisch und unruhig, wollte nur noch draußen im Garten sich an verschiedenen Stellen hinlegen, auch nachts. Sammy war alt. Wie alt konnten wir nur erahnen und mithilfe der Tierärztin mutmaßen. Sammy hatte einen EU-Ausweis, kam aus Spanien als Bernhardiner-Mix in eine Familie, die sich getrennt hatte und er daraufhin ins Tierheim abgegeben wurde. Dort verharrte er 2 Jahre und kein*e Gassigänger*in hatte sich getraut, mit ihm zu gehen. Nur Lisa, eine Tierheim-Mitarbeiterin, hatte ihn ab und an während ihrer Dienstzeit am späten Nachmittag an der Leine ausgeführt. Und dann auch nur mit Maulkorb. Als wir ihn bei uns aufnahmen und der Tierärztin vorstellten, war Sammy auf einmal 4 Jahre älter und auch kein Bernhardiner-Mix, sondern ein Mastín del Pirineo. Ein Herdenschutzhund, in Spanien eingesetzt zur Bewachung der Schafherde, um Wölfe, Bären zu vertreiben. Die Tierheimleitung wusste das, hat sich auf meiner Nachfrage hin – wohl auch wegen einer besseren Vermittlungschance – auf die Papiere berufen. Nun war Sammy 3 ½ Jahre bei uns. Ich denke, Sammy hatte ein wundervolles Leben bei uns. Er durfte einfach Hund sein, mit allem, was dazu gehört. Sammy war ein charakterstarker Schelm, der selbstbestimmt und fordernd war. Das mochte ich an ihm. An dem Freitagvormittag war ich auf den Tod vorbereitet. Sammy nicht. Er hatte sich seit den frühen Morgenstunden an seinen Lieblingsplatz zurückgezogen. Um 12 Uhr 30 lager dort noch immer. Als die Tierärztin kam, hatte Sammy keine Angst vor dem Tod. Er ließ sogar die ansonsten so gehasste Spritze über sich ergehen ist in meinem Arm eingeschlafen. Ich habe sein Grab ausgeschaufelt, ich habe ihn beerdigt. Gute Reise, Sammy, du hast es geschafft. Du fehlst mir hier! Auch wenn das Einschläfern mit Sicherheit eine Erlösung für Sammy war, ist der Verlust nur schwer zu überwinden. Geholfen haben mir viele Gespräche in den darauffolgenden Stunden und Tagen. Aber zuerst war es der einstündige Spaziergang, den ich mit Kim und ihren mitgebrachten Hunden direkt im Anschluss nach der Euthanasie (Das Wort stammt aus dem Griechischen und bedeutet soviel wie „gutes Sterben“) gemacht habe. Danach habe ich meinen inneren Frieden gefunden und stehe noch immer jeden Abend am Grab, um in stillen Gedanken an die tollen Abenteuer zu denken, die wir gemeinsam erlebt haben!

Sammy