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Lypurá - ć

Lypurá - ć LP
Lypurá - ć LP

Lypurá

ć LP
Through Love Records
Nach „á“ and „b́“ folgt "ć". Das Alphabet ist noch lang und ein Wolf hat mehr Fell, als das Jahr lang ist. Auf ihrem dritten Album verfolgen die 3 Screamo-Freunde eine musikalische Spur, die erstaunlich weniger vom "Brüllen, zertrümmern und weg"-HC geprägt ist, als von einem dissonanten Wehklagen. Seelisch aufgewühlt wie in "Return.Youth" mit verwirrten Gedanken, verzweifelt und unsicher, ob diese abrupt stehen gebliebene Tonfolge in ihrer ganzen Dissonanz denn nun wirklich schon der Schluss gewesen sein konnte.

 Ist sie nicht und es folgen flirrende, filigrane Versatzstücke aus Post-Depressionen-Rock und komplexe Rhetorik, die im Hier und Jetzt geklärt werden wollen: Wo siehst du dich in deinem sozialen Umfeld und in der Gesellschaft im Allgemeinen? Wie wirkt sich das Älterwerden auf die Art und Weise aus, wie du sich selbst und andere wahrnimmst? Wie kann man das Tabu überwinden, über persönliche Gefühle zu sprechen? Wie geht man mit gescheiterten Beziehungen und dem Versuch, neue aufzubauen, um? Da hilft das fragile Soundgerüst als Synonym für Lamentieren, Trauern, Wehklagen, in dem Schluchzen, Growlen und Ur-Schrei-Therapie erlaubt ist. "Knuckles - Tell them" gleicht gesangstechnisch einem sonntäglichen Spatzenchor, der im Intermezzo aus der Wuthöhle heraus die Gemeinde in Wallung bringt. Die Klangfärberei hat also auch mal harmonisch-schöne Passagen, die auch in "Aftermath" oder "I'm alone - Seclusion" durchdringen, dann aber in einen Noise-Spektakel münden und den Dr. Jekyll-Mr. Hyde-Effekt aufgreifen. Eben noch nett und freundlich, im nächsten Moment unberechenbar und aggressiv. ć ist bestückt mit einer launenhaften Atmosphäre, in der Gefühlsausbrüche und impulsives Verhalten in einem geschützten Rahmen verpackt werden, der viel Freiheit für Kreativität zulässt.