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RAUDITUM #9

RAUDITUM #9
RAUDITUM #9

RAUDITUM #9
68 DIN-A-4-Seiten; €3,50.-
UGLY-Rauditum@gmx.de
    Herausgeber UGLY macht das ‚Raudi‘ nun im Alleingang und macht sich so seine Gedanken über rechte Gewalt, Freiheitsstrafen nach unbezahlten Anzeigen wegen des Erschleichens von Leistungen. Darüber hinaus hat UGLY in seinen unsortierten Gedankenfragmenten die Erkenntnis erlangt, „dass die vereinfachte Bezeichnung ‚Faschist‘ für jeden Rechten kontraproduktiv ist, weil dieser eine Diskussion über Italien und Faschismus beginnt und nun behaupten kann, er sei ‚nur‘ Nationalist, und weil die Gefahr von Rechts eben nicht nur der Faschismus ist, auch verharmlosend ist.“

Und weiter, „dass die weitverbreitete Bezeichnung ‚Fascho‘/‘Faschist’ durch die zutrefferende und weniger angreifbare Bezeichnung ‚Rechter‘ ersetzt werden sollte.“ So würden „unnötige Diskussionen um Begrifflichkeiten erspart und ein weitaus größeres politisches Feld abgedeckt“. Denn seiner Schlussfolgerung nach ist „nicht jeder Rechte ein Faschist. Aber jeder Faschist, Rassist, Antisemit, jeder homophobe Drecksack und jeder Nationalist ist ein Rechter!“

Nach einer Fahrt mit dem ICE beschließt UGLY, „zukünftig Tonträger, für deren Besprechung ich nicht auf das Wort ‚Gegrunze‘ verzichten kann, zurückzusenden!“ Dafür kann „Gefrierpunkt.Berlin“ auf Spenden/Unterstützer*innen nicht verzichten, weil der staatliche Umgang mit Obdachlosigkeit nicht zweckdienlich ist. „Punkrock – Part of the problem“ ist ein DIY-Film, über den es trotz Interview mit Filmemacher*innen keine Hinweise über weiterführende Informationen wie Inhalt, Webauftritt etc. gibt und vielleicht nur ein Mythos ist. Weniger Mythos und altersmüde ist Gary ‚Gaz‘ Stoker (Angelic Upstarts, Red Alert, Red London, The Dipsomaniacs, The Rebels), der auf 20 Seiten seinen Werdegang vom Schüler zum Skinhead in Sunderland und den musikalischen Aktivitäten skizziert, über Einflüsse  und Skinhead-Lifestyle-Verständnis berichtet.

Gesamteindruck:

Es gibt sie noch: Skinhead-affine Zines mit linker Attitüde. UGLY vermischt Politik mit Punk und setzt sich auch kritisch mit Dogmen und Traditionen auseinander. Während einige Selbstdarstellungen von Bands oder der SLADE-Bericht keinen Mehrwert zum www bieten oder über nicht über eine Bandinfo herauskommen, ist die Interview-Reihe „Ein paar Fragen an die Vergangenheit“ stets ein Garant für tiefgründige Gespräche von Skin zu Skin über das Werden und Sein und das Lese-Highlight jeder einzelnen Ausgabe.